Interview mit Herrn Schledermann – weiterführende Infos zu IServ und PCs

Was genau wurde in den Ferien erneuert?

In den Herbstferien 2021 wurde unser alter Schulserver („Logodidact“) durch einen neuen Server („IServ“) ersetzt. Außerdem wurden nahezu alle PCs in den Computer- und Fachräumen durch neue Geräte ersetzt. Damit einhergehend wurde die Peripherie und die Verkabelung der Geräte teilweise erneuert. Dies wurde ebenso in der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule gemacht.

In einem Klassenzimmer wurde ein Großbild-Monitor eingebaut, um die fehlende Präsentationstechnik zu ergänzen.

Warum wurden neue PCs angeschafft?

Bisher haben wir in der Schule noch ein veraltetes Betriebssystem genutzt. Dies war datenschutzrechtlich wie auch unter didaktischen Gesichtspunkten fragwürdig. Sowohl auf den PCs als auch mit dem Server war es nicht möglich, ein aktuelles Betriebssystem wie Windows 10 sinnvoll zu betreiben. In der freien Wirtschaft werden Computer normalerweise nach 4-5 Jahren ausgetauscht. Unsere Technik stammte zum Teil noch aus dem Jahr 2013, was für Computer ein sehr langer Zeitraum ist.

Herr Schledermann sitzt am Rechner

Ein weiterer Punkt ist, dass die Stadt Glinde als Schulträger eine neue IT-Abteilung geschaffen hat, die nun für große Teile der Verwaltung der Technik verantwortlich ist. Mit den neuen und vor allem einheitlichen PCs ist es möglich, die Geräte fernzuwarten, das heißt, dass man Programme und Updates einspielen kann, ohne jeden einzelnen Computer anfassen zu müssen. Das war so bei den alten Geräten nicht möglich und ist eine wesentliche Arbeitserleichterung.

Warum stieg man von Logodidact auf IServ um?

Logodidact war ein System, das uns viele Jahre gute Dienste geleistet hat. Es wurde maßgeblich von unserem ehemaligen Kollegen Herrn Kiesbye an dieser Schule implementiert und im Laufe der Jahre gepflegt. Das System war kostengünstig, aber auch recht wartungsaufwändig. Leider konnte Logodidact in vielen Punkten mit den aktuellen Entwicklungen nicht Schritt halten.

IServ ist eine Lösung, die sich an vielen Schulen bewährt hat. Es wurde von Schülern einer Schule in Braunschweig als Hilfe für die Lehrer entwickelt, um die digitale Verwaltung der Schule zu erleichtern und damit auch den Unterricht den neuen Gegebenheiten einer digitalen Welt anzupassen. IServ ist teurer, bietet dafür aber auch viele Anwendungsmöglichkeiten, die das alte System so nicht angeboten hat.  So können wir zum Beispiel viel zielgerichteter den WLAN-Zugang steuern, eine Videokonferenzsoftware ist inbegriffen und den Lernenden und Lehrenden ist es nun sehr einfach möglich, über das Online-Portal www.gg-glinde.de auf die eigenen, im Unterricht erstellten Dateien zuzugreifen. Dies sind nur drei Beispiele, bei denen IServ die Arbeit erleichtert. Allerdings ist die Umstellung auf ein neues System natürlich für einige Personen auch immer sehr arbeitsintensiv und die Anwender müssen sich auf ein neues System einstellen. Da gibt es naturgemäß Widerstände zu überwinden.

Welche Probleme/Schwierigkeiten gab/gibt es?

Bei der Installation gab es kaum Probleme. Ein neues System erfordert jedoch am Anfang eine gewisse Einarbeitungszeit. Diese kann man dem einzelnen Benutzer nicht abnehmen. Deshalb bin ich noch immer dabei, Anleitungen für einzelne Anwendungen zu gestalten, um so den Kolleginnen und Kollegen zu helfen, das System gewinnbringend für ihre Arbeit und den Unterricht zu nutzen.

Einzelne Module funktionieren noch nicht, wie sie sollen. Es gibt immer Probleme, wenn so ein wichtiges Kernelement wie ein Server in den laufenden Betrieb einer bestehenden Netzwerkumgebung eingebunden werden soll. Aber die wichtigen Teile des Servers funktionieren und wir hoffen, die restlichen Probleme im Laufe des Schuljahres erkennen und lösen zu können.

Wie teuer war dieses Projekt?

Wenn man so ein Projekt bewertet, dann reicht es nicht, einen Betrag x zu nennen, um alle Aufwendungen zu beschreiben. Zudem kenne ich den genauen Betrag nicht, da die Finanzierung bei dem Schulträger liegt. Aber ich schätze die Kosten für die Anschaffungen für das Gymnasium alleine auf ca. 50.000 Euro. Allein ein Server, wie wir ihn benutzen kostet schon zwischen 5000 und 10000 Euro. Auch wurden ja nicht nur die PCs ersetzt, sondern auch die Peripheriegeräte, also Monitore, Tastaturen und Mäuse, da viele von ihnen schon alt waren und teilweise defekt. Zum Beispiel waren viele Computerarbeitsplätze noch mit Monitoren ausgestattet, die ein Größenverhältnis von 4:3 hatten. Dies entspricht nicht dem Stand der Technik und erschwert überdies die Arbeit mit mehreren Fenstern während einer Sitzung. Es ist zudem üblich, dass nach einer solch langen Zeit auch diese Geräte sowie die Verkabelung erneuert wird, da zu erwarten ist, dass bei Nutzung der alten Hardware sehr bald weitere Geräteausfälle zu befürchten sind und die Wartungsintensität dann überproportional ansteigt. Schließlich können durch die Anschaffung vieler Geräte auf einmal auch günstigere Preise mit den Händlern ausgehandelt werden.

Nicht zu vernachlässigen ist die Arbeitszeit, die in dieses Projekt geflossen ist. Ein Beispiel: Die beiden Administratoren der Schulen, Herr Dargel und ich, haben an mehreren, teils mehrstündigen Planungstreffen teilgenommen, in den Ferien zusammen netto ca. 8 Arbeitstage in die Installation, Schulung und Einarbeitung gesteckt. Im Vorfeld und nach der Installation haben wir geholfen, Probleme in der Installation zu beheben, haben die Konfiguration des WLANs angepasst und Anleitungen für die Benutzer geschrieben, ich habe in Einzelfällen Support geleistet und vieles mehr.

Vorher mussten aber schon durch die Schul-IT der Stadt Angebote eingeholt, Vorgespräche für die Abwicklung und Installation geführt, Helfer organisiert, die Installationstage geplant, die Ware angenommen, ausgepackt und geprüft werden und vieles mehr. Dabei hatten wir für das Auspacken und den Aufbau der Geräte sogar von Schüler- und Elternseite ehrenamtliche Unterstützung. Vorsichtig geschätzt sind in dieses Projekt für beide Schulen zusammen mindestens 500 Arbeitsstunden geflossen, angefangen bei den ehrenamtlichen Helfern über die Vorarbeit und Durchführung durch die Schul-IT der Stadt Glinde bis hin zu den Arbeiten der Verantwortlichen in den Schulen.

Darin nicht inbegriffen sind die vielen Stunden, die die Kolleginnen und Kollegen aufwenden mussten und müssen, um sich mit dem neuen System vertraut zu machen und ihre neuen Kenntnisse an die Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.

Was steht in Zukunft zum Thema Digitalisierung an?

Das Thema Digitalisierung ist ein laufender Prozess, der sich nach einer gewissen Zeit immer wiederholt, da ja auch die Entwicklungen in dieser Zeit weiter fortschreiten. Deshalb müssen die Pläne und Konzepte einer immer wiederkehrenden Überprüfung unterzogen werden. Das erfordert in der Schule viele Stunden Arbeit. Neben dieser konzeptionellen Arbeit müssen jedoch auch viele Anwendungsfragen immer wieder neu bearbeitet werden. Meiner Meinung nach sollte es an den Schulen einen hauptamtlichen Administrator geben, der diese Aufgabe schulgebunden übernimmt.

Wir haben aber mit der neuen Schul-IT-Abteilung auch eine neue Hilfestellung erhalten, die wir schon seit Jahren benötigten. Es wird aber langsam klar, dass die personelle Ausstattung nicht ausreicht, um alle Aufgaben, die sich durch die Ansprüche der Digitalisierung an die Schulen ergeben, zu erledigen. Man muss sich vorstellen, dass in der freien Wirtschaft als Richtwert eine IT-Stelle für ca. 200 Endnutzer gerechnet wird. Auch wenn dieser Wert nicht 1:1 übertragbar ist auf die Schulsituation: Allein die beiden Schulen des Schulzentrums haben über 1000 Schüler und ca. 90 Lehrkräfte. Für alle Schulen in Glinde stoßen da drei Mitarbeiter schon bald an ihre Grenzen. Deshalb würde ich mir wünschen, dass die IT-Abteilung personell aufgestockt wird.

Die Internetnutzung über WLAN in der Schule steht derzeit im Fokus meiner Bemühungen. Leider ist die einheitliche Konfiguration des WLANs für viele verschiedene Endgerätetypen nicht so einfach. Außerdem muss erst geregelt werden, wie den Interessen der Lernenden nach einer möglichst freien Nutzung des Internets einerseits und denen der Schule nach dem Erhalt des „Schutzraums Schule“ andererseits Rechnung getragen werden kann. Einige Funktionen sind aber schon jetzt für alle Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe freigeschaltet. So kann man über sein Handy auf sein IServ-Profil zugreifen oder bestimmte Internetseiten erreichen, die für alle Nutzer zu jeder Zeit freigeschaltet sind.

Ein wichtiges Projekt, das sich in den kommenden Jahren wesentlich weiterentwickeln wird, ist die Nutzung digitaler Tafeln im Unterricht. Hier wurden im Sommer verschiedene Geräte in den Schulen ausprobiert und hinsichtlich ihrer didaktischen Einsatzmöglichkeiten eingeschätzt. Hier ist die Ausstattung der Schulen in den kommenden Jahren geplant. Über genauere Zeiträume kann ich aber derzeit nichts sagen.

Die Internetanbindung unserer Schule ist derzeit ausreichend (für die Experten: ca. 100Mbit/s synchron). Wir nutzen dabei ein kostenfreies Angebot des Landes über den Anbieter Dataport. Dieser hat eine Glasfaserleitung in unsere Schule legen lassen, die auch schnellere Verbindungen möglich macht, die jedoch dann nicht mehr kostenlos sind. Die Anforderungen an die Internetleitung werden mit einer höheren Anzahl von Nutzern steigen, so dass über Kurz oder Lang an eine größere Bandbreite notwendig werden wird. Interessanterweise gibt es noch einen zweiten Breitbandanschluss im Schulgebäude, der aber nicht für die schulische Nutzung vorgesehen ist. Warum dieser nicht für schulische Zwecke eingesetzt werden soll, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Für mich ist die Bandbreiten-Begrenzung des kostenlosen Angebots des Landes nichtsdestotrotz nicht recht nachvollziehbar. Ich hoffe, dass sich daran in den kommenden Jahren etwas ändern wird.

Die Fragen stellten Kenua Turandi und Max Schwormstädt im Seminarfach Homepage.