Das Thema Klimaschutz ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Thema in Politik und Gesellschaft geworden, auch Schüler*innen engagieren sich immer mehr für das Klima und Nachhaltigkeit. In diesem Zusammenhang ist an vielen Schulen eine Debatte über die Abschaffung von Klassenreisen mit dem Flugzeug entstanden. Auch das Gymnasium Glinde möchte unter diesem Aspekt das Fahrtenkonzept für Klassenreisen ändern.
Laut Umweltbundesamt ist Fliegen die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Beim Verbrennen von Kerosin entstehen CO2, Stickoxide, zusätzlich noch Wasserdampf, Ozon und Methan sowie Schwefel- und Rußpartikel. Diese Emissionen tragen unter anderem zur Erderwärmung bei. Neben den CO2-Emissionen, die das Fliegen verursacht, wirken sich auch die Kondensstreifen der Flugzeuge und die sich daraus bildenden Zirruswolken auf das Klima aus.
Derzeit liegt der durch den Menschen mit dem Flugverkehr verursachte Anteil an der CO2-Belastung weltweit bei ca. 2,5 Prozent. Nun muss der Treibstoff der Zukunft ja nicht Kerosin bleiben, aber noch ist keine schnelle Änderung in Sicht. Die Weltgemeinschaft hat sich 2015 in Paris verpflichtet, die Erhitzung unseres Planeten bis zum Ende des Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad zu halten und nur noch so viel Treibhausgase auszustoßen, wie das natürliche Ökosystem aufnehmen kann.
Die Hamburger Schulbehörde hat deshalb an Schulen appelliert, den Faktor Klimaschutz bei der Organisation sowie bei der Durchführung von Klassenreisen strenger zu beachten. Auch einige Gymnasien in Schleswig-Holstein sind beim Thema „umweltfreundlichere Klassenreisen“ Vorreiter und haben öffentlich erklärt, in Zukunft auf Flugreisen weitgehend zu verzichten.
An unserer Schule wurde – auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass wir eine zertifizierte Zukunftsschule sind und uns für Nachhaltigkeit engagieren – beschlossen, auf Klassenreisen mit dem Flugzeug in der Mittel- sowie Orientierungsstufe zu verzichten, man solle lieber mit dem Bus oder Zug fahren. In der Oberstufe soll es ebenfalls möglichst keine Klassenreisen mit dem Flugzeug geben. Eine Ausnahme ist das Sprachprofil. Laut dem Beschluss brauche das sprachliche Profil den interkulturellen Austausch, auch zur Vertiefung der Sprache. Die zweiwöchige Austauschfahrt zu unserer chinesischen Partnerschule, der Hangzhou Entel Foreign Language School in der Provinz Zhejiang, wird weiterhin mit dem Flugzeug unternommen, denn anders ist dieser Austausch bei der Entfernung nicht realistisch machbar.
Es gibt bereits Ideen, sich dennoch für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen: Wer bei einem Flug ein schlechtes Gewissen hat, kann seinen CO2-Fußabdruck freiwillig ausgleichen, z.B. über Spenden an Klimaschutzprojekte. Viele Airlines bieten das bereits an.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Anbietern, über die man CO2-Ausstoß kompensieren kann, indem man Geld an Projekte spendet, die sich z.B. um die Wiederaufforstung von Urwald kümmern oder das Geld in energie- und emissionssparende Konzepte investieren. Inwiefern sich Schulklassen auf diese Weise engagieren wollen, gilt es in Zukunft noch auszuhandeln.
Wir hatten uns diesem Thema mit diesem Artikel gewidmet, als wir noch nicht ahnen konnten, dass das globale Umsichgreifen eines Virus unser normales Leben auf den Kopf stellen wird. Die Schule geschlossen, der Unterricht über Online-Plattformen, alle Reisen gestrichen, kaum Flugzeuge am Himmel – so die plötzliche Ausnahmesituation. Doch anders als manche vermuten mögen, sind die Themen – Co2-Emissionen reduzieren, Klimaschutz und umweltfreundlicher leben und reisen – nicht zweitrangig, sondern im Gegenteil, gleichbleibend aktuell. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sogar um so dringlicher. Denn wie es auch unsere Umweltministerin Svenja Schulze betont: „Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Corona-Krise“. Langfristig, so sagen uns die Klimawissenschaftler, ist die Klimaerhitzung das weit größere Problem als das Corona-Virus.
Wir hatten uns bereits im Februar 2020 zu dem Thema an der Schule umgehört, um unterschiedliche Sichtweisen von Schüler*innen und Lehrer*innen zu erhalten:
Lehrermeinung, zwei Beispiele:
Meinung von Frau Drechsler (Englisch/Geschichte)
Allerdings ist sie der Ansicht, dass es bei schwer zu erreichenden Zielen – die sehr lehrreich sind für Themen, die man im Unterricht behandelt hat – schade sei, wenn diese dann nicht mehr zur Auswahl stehen, weil der Weg mit Bus und Bahn zu anstrengend oder zu lang ist. Sie bedauert auch, dass Fahrten wie die eines früheren Geschichts-Leistungskurses nach Andalusien („Auf den Spuren der Mauren“) mit Aufenthalten in Granada (Besuch der Alhambra) und Malaga oder eine Fahrt nach Barcelona des WiPo- oder Geschichtsprofils zum Thema Separationsbestrebungen, deren Anliegen es insbesondere war, die kulturellen Eigenarten unseres europäischen Nachbarn kennenzulernen, nicht mehr möglich seien.
Frau Drechsler würde einen CO2-Ausgleich für eine Reise begrüßen, allerdings in Form eines Schulprojektes, bei dem die Oberstufenschüler z.B. selber Bäume anpflanzen oder an anderen Projekten zum Thema Umweltschutz, bei denen tatkräftige Mithilfe von Nöten ist, (mit)arbeiten.
Meinung von Herrn Schledermann (Deutsch/Geschichte)
In der Mittelstufe findet er die Einschränkung vertretbar, da einem genügend Reiseziele zur Verfügung stehen. Vor allem hätten die Jugendlichen somit die Chance, ihre Heimat zu erkunden. In der Oberstufe sieht Herr Schledermann das Thema anders, da er findet, dass wichtige Reiseziele wegfallen. Zudem gestaltet sich die Budgeteinhaltung als schwierig, da Reisen mit dem Zug oft viel teurer und auch zeitintensiver sind.
Außerdem findet Herr Schledermann, dass Reisen ein wichtiger Teil der europäischen Einigung ist, da man so Wissen über andere Völker und auch deren Kultur erlangt. Zudem trage Reisen zu einer besseren Völkerverständigung bei, da man auch Vorurteile unter anderem aufdecken und korrigieren kann. Hinzuzufügen ist, dass Jugendliche sehr empfänglich für andere Völker und andere Kulturen sind. Herr Schledermann fühlt sich aber selber ökologisch verpflichtet, etwas für die Umwelt zu tun. Jedoch kann man seiner Meinung nach aus der entstehenden Problematik einen Lerneffekt über den Klimawandel erreichen. Er sieht auch das Problem mit den Sprachreisen und kritisiert die Uneinheitlichkeit. Man müsse die Gewohnheiten durchbrechen und eine Bereitschaft der Gesellschaft und der Politik erlangen, damit sich etwas ändert.
Eine Schülermeinung aus dem Bioprofil
Wir als naturwissenschaftliches Profil sind natürlich auch am Klimaschutz interessiert.
Meiner Meinung nach sollte man diese Regelung für alle Klassen und auch Jahrgänge einheitlich machen, damit es einfach keine Interessenkonflikte zwischen den Klassen gibt. Natürlich ist es selbstverständlich, dass es darum geht, wenn man z.B. im Sprachprofil ist, mit der Sprache in Kontakt zu kommen. Doch dann muss man nicht unbedingt nach Irland fliegen, um das Ziel zu erreichen. England bietet sich doch auch an und man kann dort sogar mit dem Bus hinfahren, anstatt das Flugzeug zu nehmen.
Trotz allem finde ich es sehr gut, dass sich unsere Schule mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzt und sich auch sozusagen über unsere Zukunft Gedanken macht. Ich würde mir wünschen, dass man die Profilfahrten in der Oberstufe einheitlicher gestalten könnte, also wie man zu den Reisezielen gelangt. Zudem finde ich es gut, dass es in der Orientierungs- und der Mittelstufe einheitlich gemacht wurde.
Eine Schülermeinung aus dem Geographieprofil
Dass dann aber wiederum nur das Sprachprofil an einen Zielort im Ausland fliegen darf, macht für mich keinen Sinn, da diese genauso gut mit der Bahn nach Frankreich oder England fahren könnten, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Dies würde auch reichen. Der Schüleraustausch nach China ist aber nicht anders zu bewältigen, das sehe ich ein. In dem Falle ist es okay, dass die Schule dies genehmigt.
Mehr zu dem Thema Klimaschutz und Klimaforschung gibt es auf der Website des Deutschen Klima Konsortiums.