Gendern betrifft uns alle, zum Beispiel, wenn wir zu einer Gruppe von Menschen sprechen, aus der wir nicht alle Personen und dementsprechend auch nicht deren Geschlechtsidentitäten kennen. Aber wie gendere ich richtig? Und…
…was bedeutet Gendern überhaupt?
Gendern bedeutet, ich verwende eine geschlechtergerechte bzw. gendergerechte Sprache. Das wiederum bedeutet, dass in dieser Sprache nicht nur das generische Maskulinum genutzt wird. Ich spreche also nicht nur von Radfahrern oder Zuhörern, wenn ich Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten meine.
Warum sollte ich gendern?
Im Sprachgebrauch vieler Menschen ist es entgegen so, dass sie verallgemeinernd das generische Maskulinum verwenden. Das heißt, dass sie nur die männliche Form nennen und alle anderen Geschlechter mitmeinen. Das generische Maskulinum stammt aus einer Zeit, als Frauen in vielen Situationen, wie zum Beispiel bei den meisten Berufen nicht erwähnt wurden, weil sie auch gar nicht gemeint waren. Dies hat sich geändert. Heutzutage sind zum Beispiel bei Berufen wie Lehramt, Polizei oder Jobs im Finanzwesen alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität gemeint– nicht nur Männer.
Doch diskriminierende Sprache geht auch in die andere Richtung. Oft ist zum Beispiel von der Putzfrau die Rede, wenn einfach nur vom Reinigungspersonal gesprochen wird und noch gar nicht klar ist, ob die dort putzende Person dort wirklich eine Frau ist. Uns sind all diese Defizite bekannt, doch unsere Sprache bzw. der Sprachgebrauch hat sich bei vielen Menschen noch nicht geändert.
Zudem hat die Sprache auch einen großen Einfluss darauf, wie wir uns Dinge vorstellen. Wir benennen unsere Umwelt nicht nur mittels Sprache, wir „erschaffen“ sie auch mit unserer Sprache. Wenn immer nur die männliche Form verwendet wird, stellen wir uns auch automatisch einen Mann vor. Das macht Menschen, die nicht männlich sind, im übertragenden Sinne unsichtbar. Zudem sind vor allem junge Leute, die nicht männlich sind, oft entmutigt einen gewissen Beruf einzuschlagen, da sie diesen ihr Leben lang nur mit Männern verbunden haben und nicht auf die Idee kommen, ihn auch ausüben zu können. Die sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter und Gender ist für eine erfolgreiche Gleichstellung einfach unerlässlich. Ich finde, es ist ein Unterschied, ob ganze Menschengruppen nur mitgemeint, oder auch mit genannt werden. Die Lösung ist ganz einfach – gendern.
Wie gendere ich richtig?
Nun könnte man meinen, man nennt einfach die männliche und die weibliche Form.
Bsp.: Schülerinnen und Schüler
Doch es gibt zwei Haken an dieser Version:
1. Sie ist recht lang.
2. Die Existenz von Menschen, die sich außerhalb von bzw. zwischen männlich und weiblich befinden, wird ignoriert.
Glücklicherweise gibt es eine ganz unkomplizierte Lösung dafür. Anstatt „Schülerinnen und Schüler“ schreibt man einfach „Schüler*innen“. Diese Variante ist sowohl kürzer als auch nichtdiskriminierend. Das Sternchen (Gendersternchen), was auch z.B. durch einen Unterstrich (Gender-Gap) (Schüler_innen) oder einen Doppelpunkt (Schüler:innen) dargestellt werden kann, steht für alle Menschen, die eben nicht (nur) männlich oder weiblich sind. Dies ist eine Lösung, die sowohl mündlich als auch schriftlich funktioniert.
Es gibt auch noch eine weitere Variante, um keine Menschen auszugrenzen. Man wählt einfach ein von Grund auf geschlechtsneutrales Wort, wie z.B. „Studierende“, Lernende“ oder „Kinder“ bzw. „Jugendliche“.
Schreiben ist klar, aber wie spreche ich Schüler*innen aus?
Du musst einfach eine kurze, aber hörbare Lücke zwischen Schüler und innen lassen.:
Schüler (hörbare Lücke) innen.
Fazit
Natürlich kann Gendern erst mal eine Umstellung sein. Es gibt genug Kritik, die gegen gendergerechte Sprache geht und diese als Missbrauch (für was auch immer sie missbraucht wird) und als Verkomplizierung der deutschen Sprache darstellt. Aber Sprache ist etwas, das sich immer weiterentwickelt und sich stetig ändert. Regelmäßig nimmt der Duden neue Wörter auf und auch in unserem Alltag nutzen wir viele Wörter, die vor 50 Jahren auch noch nicht genutzt wurden, z.B. „Lifehack“, „Flüchtlingskrise“, „Hoodie“, aber eben auch „Gendersternchen“. Bei den ersten drei genannten Beispielen und den weiteren tausend Wörtern, die regelmäßig neu dazu kommen, beschweren sich deutlich weniger als bei dem Gendersternchen. Zudem ist es einfach wichtig, keine Menschengruppen systematisch auszuschließen.
Und den Bruchteil einer Sekunde, den man ggf. dafür braucht, ist es allemal wert, wenn man dadurch mindestens einem Menschen eine Freude machen kann, indem man ihn nicht systematisch unsichtbar macht, sondern anspricht.
Zusammenfassend ist hier nochmal ein Link zum Thema Gendern vom Institut für Bildung und Forschung.
Artikel von Katharina Blonsky