Viele Jugendliche leiden bereits unter Stress, dafür gibt es unterschiedliche Gründe, deshalb bietet die Techniker Krankenkasse Schülerinnen und Schülern mit einem speziellen Trainingsprogramm Hilfe an. Die TK hat das Stressbewältigungsprogramm SNAKE („Stress nicht als Katastrophe erleben“) für Schüler der achten und neunten Klasse in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg entwickelt und evaluiert. SNAKE umfasst acht Doppelstunden, in denen speziell ausgebildete Fachkräfte den Jugendlichen Strategien zur Entspannung, zum besseren Zeitmanagement und gegen Stress vermitteln. Sie sollen auf zukünftige Stresssituationen vorbereiten und helfen, aktuelle Belastungssituationen besser zu bewältigen.
Bundesweit werden pro Jahr ca. 100 SNAKE-Kurse an Schulen angeboten. So fand auch an unserem Gymnasium die Stress-Prävention im Frühjahr in den neunten Klassen statt. Um einen kleinen Einblick in das Stressbewältigungstraining zu bekommen, wurde mit zwei beteiligten Neuntklässler*innen ein Interview geführt, die ihre ganz persönliche Sichtweise schildern:
Wie lange fand SNAKE statt & was habt ihr gelernt?
SNAKE hat insgesamt drei Tage gedauert, sodass wir jeden Tag eine neue Lektion durchgenommen haben. Um unseren Körper von Stress zu beruhigen, haben wir Anspann- und Beruhigungsübungen mit unserem Körper durchgeführt, aber das hat bei mir nach mehrfacher Anwendung nichts gebracht. Gelernt haben wir auch noch, was Stressauslöser sind und wie man Stress bekämpfen kann. Ziel ist es sich, mehrere Lösungsansätze aufzuschreiben und am Ende einen davon umzusetzen. Über die verschiedenen Methoden, wie man sich einen Zeit- bzw. Tagesplan aufbaut, um den Stress zu vermeiden, haben wir ebenfalls gesprochen. Außerdem haben wir auch viele Spiele gespielt, was unseren Tag dann aufgelockert und Spaß gemacht hat. Interessant fand ich aber, wie unser Körper auf Stress reagieren kann. Was ich jedoch sehr gut fand, war, dass wir viel miteinander gesprochen haben und das Ganze nicht als Stillarbeit verlief, so hatte jeder Zeit, sich zu äußern. Einmal haben wir uns auch in einen Kreis gesetzt und dann hat jeder jedem ein Kompliment gemacht, was sehr schön war.
Warum wurden die Schüler und Schülerinnen voneinander getrennt trainiert?
Wir Mädchen haben die Prävention getrennt von den Jungs aus unserer Klasse durchgeführt, um so über private, auch intimere Dinge zu sprechen, da wir auch mitten in der Pubertät sind und sich Jungs darüber lustig machen könnten, dass wir ein anderes Stressempfinden haben. Jedoch wäre es auch nicht schlimm gewesen, wenn man es als Klasse gemeinsam gemacht hätte.
Ist das Stressbewältigungsprogramm für die neunten Klassen geeignet oder sollten auch jüngere Klassenstufen teilnehmen?
Ich finde es gut, in der neunten Klasse diese Prävention zu machen, da man erst jetzt ab der neunten Klasse mehr mit Stress zu tun hat, da auch die Oberstufe ansteht. Die jüngeren Klassen sollten eher noch nicht an SNAKE teilnehmen, weil man einfach in der Unterstufe noch nicht viel mit Stress zu kämpfen hat, glaube ich.
Ist SNAKE ein kleines Stück vorbereitend für die anstehende Oberstufe?
Speziell vorbereitend war SNAKE nicht für die anstehende Oberstufe, denn wie wir schon erwähnt haben, haben wir erfahren, dass wir unseren Tag besser planen sollten. Wir haben über Stress im Allgemeinen gesprochen und nicht explizit über Schulstress. Unser Teamleiter Dominik hat uns aber auch erzählt, dass man viel konzentrierter im Unterricht sei, wenn man vor den Stunden ein kleines Spiel spielen würde und so die Stunde auflockern würde, denn so könnten wir viel produktiver im Unterricht mitarbeiten. Vielleicht sollten auch die Lehrer eine ähnliche „Weiterbildung“ besuchen wie wir, um zu schauen, wie viel Stress wir wirklich im Alltag und auch in außerschulischen Dinge haben. Wie sollen wir unsere Hobbys denn weiter machen, wenn wir jeden Tag einen langen Schultag haben, anschließend nach Hause kommen und fast in jedem Fach Hausaufgaben auf bekommen?
Könnt ihr das Gelernte im Alltag anwenden?
Zwar haben wir viel über das Thema Stress gesprochen, jedoch haben wir nicht wirklich viel Neues dazu gelernt. Die meisten Inhalte – wie man z.B. mit stressigen Situationen umgeht oder wie man den Stress vermeiden kann – haben wir noch einmal intensiver behandelt. Bedenken muss man natürlich, dass jeder Körper anders auf Stress reagiert. Jeder weiß selbst, wann man Pausen in den Alltag einbaut und wie man mit den Situationen am besten umgehen sollte. Mein Stress ist so nicht weniger geworden und ich setzte die Methoden auch nicht wirklich in meinem Alltag um, da ich schon einen festen Zeitplan für mich habe.
Habt ihr in eurem Alltag viel Stress?
Ich persönlich habe in meinem Alltag viel Stress, da ich ein Mensch bin, der viele Dinge wie Hausaufgaben, einfach aufschiebt und alles auf den letzten Drücker macht. Es ist auch anstrengend, jeden Tag lange Schule zu haben und somit nur einmal in der Woche am Nachmittag Zeit für seine Freunde oder andere Dinge zu haben. Schule, Nachhilfe und Training unter einen Hut zu bekommen, ist doch anstrengender als man glaubt. Man sollte nicht mit den Präventionen anfangen, sondern eher Dinge in der Schule verändern, um den Tag lockerer zu gestalten.
Vielen Dank für das offene Gespräch.
Interview von Karina Wagner