Am 22. Juli fand im Rahmen des ‘‘Demokratietages‘‘ am Gymnasium Glinde die Veranstaltung „Meet a Jew“ statt. Unser Gast, Désirée Funk, wurde von Frau Wagener per Videoanruf zugeschaltet. Die Veranstaltung diente dazu, durch persönliche Begegnung Vorurteile abzubauen und über das jüdische Leben in Deutschland aufzuklären. Die übergeordnete Fragestellung lautete dabei: „Antisemitismus – eine Gefahr für die Demokratie?“
Désirée Funk bezeichnet sich selbst als liberale Jüdin und arbeitet als Förderlehrerin an einer Oberschule in Niedersachsen. Ihre Familie mütterlicherseits stammt ursprünglich aus Osteuropa und emigrierte vor dem Ersten Weltkrieg nach Südafrika. Diese Familiengeschichte prägt auch heute noch ihre Haltung. Sie engagiert sich ehrenamtlich bei „Meet a Jew“, weil sie überzeugt ist, dass nur durch direkte Begegnungen Vorurteile abgebaut werden können.
Zunächst wurden Frau Funk Fragen zu ihrem Alltag als Jüdin gestellt. Sie berichtete vom Sabbat am Freitagabend, dem Lesen aus der Tora und von zentralen Gebeten. Auch ihr jüdischer Glaube lasse sich mit dem Prinzip „Tikkun Olam“ beschreiben – jeder Mensch soll die Welt ein Stück besser machen. Auf die Frage, wie sie jüdische Feiertage in Deutschland erlebt, erklärte sie, dass viele dieser Feste zeitlich mit christlichen Feiertagen zusammenfallen.
Frau Funk erzählte, dass sie persönlich glücklicherweise bisher keine direkten antisemitischen Übergriffe erlebt hat, aber sehr wohl indirekt – etwa durch die Aufforderungen, ihre Religion zu verstecken. Besonders bewegend war ihre Schilderung, dass sie in Berlin bei einem öffentlichen Meet a Jew-Event nur mit Polizeischutz auftreten konnte. Auch bei Treffen in ihrer jüdischen Gemeinde in Bremerhaven mit lediglich fünf Personen wird ein Polizeischutz benötigt. In London sei ihr geraten worden, sie solle ihre Kette mit Davidstern ablegen. Allgemein fällt ihr besonders in Großstädten auf, dass seit dem 7. Oktober 2023 viele jüdische Bürgerinnen und Bürger in der Öffentlichkeit aus Angst vor Anfeindungen nicht kenntlich machen, dass sie jüdisch sind.
Auf die Frage nach der Lage in Deutschland seit Beginn des Gazakonflikts meinte sie, dass sich viele jüdische Menschen inzwischen bedroht fühlen. Sie wünsche sich mehr Zivilcourage – insbesondere von Jugendlichen. Man solle nicht nachreden, sondern nachdenken, so ihr Appell. Dies bezieht Frau Funk nicht nur auf den Gazakonflikt, sondern auf jegliche Art von Diskriminierung.
Auch zur Israelkritik nahm sie Stellung: Diese sei legitim, müsse aber sachlich und nicht einseitig oder beleidigend sein. Besonders schwierig sei die Grenze zwischen Kritik an Israel und echtem Antisemitismus zu erkennen, da beides häufig vermischt werde.
Am Ende der Veranstaltung beantwortete Frau Funk die Frage, ob die Demokratie durch den Antisemitismus bedroht sei, mit klaren Worten: Diskriminierung von Minderheiten ist immer eine Bedrohung für die Demokratie. Abschließend zitierte sie die kürzlich verstorbene Margot Friedländer: „Sei ein Mensch!“ Dies blieb uns besonders eindrucksvoll im Gedächtnis. Durch ihr offenes Auftreten und ihre Bereitschaft zum Austausch wurde deutlich: Demokratie lebt vom Dialog, von Respekt und von Menschlichkeit.

Ein eindrucksvolles Gespräch, das zum Nachdenken und hoffentlich auch zum Handeln anregt.
von der Ea