Ferienpraktikum an der Uni Hamburg
„Achtung, Explosionsgefahr!“, hieß es am Donnerstag, den 10.10. und am Freitag, den 11.10. in der Uni Hamburg, wo ich ein Ferienpraktikum im Fachbereich Chemie absolviert habe.
Auf das Angebot zu einem Ferienpraktikum bin ich dank meines Chemielehrers gestoßen, welcher uns einen Zettel mit dem Angebot gab und dann noch nachfragte, wer denn Interesse habe. Anfangs habe ich noch überlegt, ob ich es wirklich machen möchte. Zudem hatte ich auch schon meine Freunde gefragt, ob diese Lust und Zeit hätten. Die Antworten kann man sich schon denken, viele hatten Lust, aber keiner hatte Zeit dafür, keiner – außer mir. Dann habe ich meinen Eltern von der Idee erzählt, sie waren total begeistert und haben mich im positiven Sinne gedrängt, das mal auszuprobieren. Ich kann nur schon mal so viel dazu sagen, dass es sich definitiv gelohnt hat.
Zuerst habe ich eine E-Mail bekommen, in der stand, dass ich angenommen wurde, und es waren auch schon alle wichtigen Informationen darin, die man brauchte, also, wie komme ich dorthin, wann es los geht, was mache ich überhaupt und an wen soll ich mich für Fragen wenden.
Dann war der Tag gekommen: Man musste sehr früh aufstehen, da man am ersten Tag schon um 8:30 Uhr da sein musste, um die Schutzutensilien entgegen zu nehmen. Wir bekamen einen Schutzkittel, eine Schutzbrille und einen Uni-Ausweis für die zwei Tage. Nachdem das erledigt war, forderte uns der Organisator Jens Tröller auf, ihm in einen Hörsaal zu folgen, wo er uns in Empfang nahm und uns die Sicherheitsvorkehrungen lehrte.
Dann suchten wir unseren Treffpunkt für die einzelnen Themen aus. Am ersten Tag hatte ich das Praktikum BC 2, wo es um den genetischen Fingerabdruck ging. Zehn Minuten später wurden wir dann von einer Doktorandin abgeholt, welche uns zu einem Seminarraum führte, wo schon der leitende Professor des Projektes auf uns wartete. Er eröffnete eine kleine Vorstellungsrunde. Da wir insgesamt nur acht Schüler*innen in dem Projekt waren, war es eigentlich ganz leicht, sich die Namen zu merken. Aber ich glaube, das Wort „eigentlich“ drückt es schon ganz gut aus, ich konnte erst nach dem zweiten Tag alle Namen. Jedenfalls ging der Professor schon nach kurzer Zeit und dann ging die Studentin nochmal den Versuch theoretisch mit uns durch, bevor wir ins Labor gehen durften. Um die Theorie ein bisschen aufzulockern, hatte sie sich Fragen ausgedacht, die wir mithilfe eines Abstimmungsprogrammes beantworten konnten.
Als alles geklärt war, zogen wir uns unsere Schutzkittel über und gingen einen Stock höher in das Labor, wo sie schon alles für uns bereitgelegt hatte. Wir verteilten uns gleichmäßig auf alle Plätze. Dann sollten wir unsere Mundschleimhautzellen in ein kleines Falconröhrchen hineinbefördern, hierzu mussten wir uns auf die Innenseiten der Wangen beißen, um noch mehr Speichel und damit noch mehr Mundschleimhautzellen zu erlangen. Dieser Vorgang war sehr witzig, da alle sich so anschauten und man sich verkneifen musste, zu lachen, da man dann erst realisierte, wie bescheuert das eigentlich aussah. Dann führten wir einige Schritte durch, bis wir unsere DNA zentrifugieren sollten. Es war ziemlich cool, da wir die Zentrifuge selbst bedienen durften. Anschließend machten wir noch ein paar Schritte für den Versuch, bevor wir mit der Mittagspause begannen.
Die Studentin hatte uns angeboten, mit ihr in der Mensa essen zu gehen. Dieses Angebot nahmen wir alle mit Vergnügen an. Die Mensa war sehr voll, daher war es schwierig, einen Sitzplatz für neun Personen zu suchen. Aber die Suche war erfolgreich. Man sah auf dem Hauptcampus viele Studenten. Das Essen soll sehr lecker und preiswert gewesen sein, jedoch habe ich es selbst nicht getestet, da ich mein eigenes Essen dabei hatte. Als die Mittagspause beendet war, führten wir unser Experiment weiter fort. Alle, die kein ganztägiges Projekt hatten, wechselten dann die Versuche bzw. die Kurse.
Am Nachmittag haben wir alle Arbeitsschritte beendet und hatten dann zum Schluss mit einem giftigen Stoff, Ethidiumbromid, gearbeitet, dieser Schritt wurde allerdings von der Studentin durchgeführt, damit wir selbst nicht in Berührung mit dem Stoff kommen durften. Dann allerdings sollten wir unsere synthetisierte DNA in das Agarosegel geben, wobei das Ethidiumbromid als Farbmittel vorgesehen war, damit wir auch unsere Basensequenzen erkennen konnten. Zuletzt haben wir das Agarosegel unter UV-Licht betrachtet, wobei man genau die Basensequenzen erkennen konnte. Dabei ist uns aufgefallen, dass sich ein paar Abschnitte ähnelten.
Nach dem biochemischen Praktikum habe ich noch eine Art Berufsinformation bzw. Studieninformationsrunde von Jens Tröller besucht. Diese Veranstaltung war aber nicht verpflichtend, sondern wurde freiwillig angeboten. Ich persönlich empfand diese Studieninformationen extrem hilfreich und sinnvoll, vor allem, weil man einfach jede Frage stellen konnte und Jens Tröller diese auch immer sehr ausführlich beantwortet hat. Schließlich konnten wir uns noch Flyer nehmen, der Infos zum Studium enthielt. Dann war der erste Tag vorbei, wo ich zum Schluss auch ziemlich müde war, da man so viele neue Eindrücke verarbeiten musste.
Am zweiten und somit letzten Tag des Praktikums stand das Grundstudium der organischen Chemie an. Dort hatten wir die Wahl, ob wir uns um die Glucoseherstellung oder um die Herstellung von Acetylsalicylsäure kümmern. Ich habe mich dann mit meinen Freunden für das zweite Experiment entscheiden, also für die Herstellung der Acetylsalicylsäure, da wir dieses Experiment noch nicht im Unterricht gemacht hatten. Acetylsalicylsäure ist der Fachbegriff für das Kopfschmerzmittel Aspirin und wird auch ASS abgekürzt.
Zuerst haben wir uns wieder um den theoretischen Teil gekümmert und dazu Aufgaben zusammen bearbeitet. Allerdings fiel mir ehrlich gesagt die Beantwortung der Aufgaben nicht leicht, da ich dieses Thema noch nicht im Unterricht behandelt hatte. Das machte aber nichts, da man Fragen stellen konnte, wenn man etwas nicht verstanden hatte und die Studenten haben dann alles nochmal erklärt.
Während des theoretischen Teils haben wir auch den Versuchsaufbau und die Durchführung des Experimentes besprochen, da man doch dort einige wichtige Sachen beachten musste, da wir nämlich mit Säuren gearbeitet haben, die nicht verdünnt waren. Die Studenten haben uns aber die ganze Zeit beobachtet, damit es nicht zu Unfällen oder Missgeschicken kam.
Dann sind wir wieder nach oben in die Labore gegangen, um den Versuch durchzuführen, dafür haben wir uns wieder in Zweiergruppen aufgeteilt. Wir hatten allerdings Glück, da wir am zweiten Tag das Grundstudium hatten und noch der Versuchsaufbau des vorherigen Tages da war und wir uns somit einen Teil des Aufbaus sparen konnten. Wir haben dann sofort mit dem Versuch angefangen und bis zur Mittagspause durchgearbeitet. Nach der Mittagspause haben wir mit dem Versuch weitergemacht und dann noch alle wichtigen Utensilien mithilfe einer Säure und mit destilliertem Wasser gereinigt. Danach haben wir alles weggeräumt und uns von allen verabschiedet und bedankt.
Zum Schluss mussten wir leider noch unsere Schutzkleidung und unser Namensschild abgeben. Als Tausch haben wir dann einen Bewertungs- bzw. Feedbackbogen bekommen, wo wir angeben sollten, was uns besonders gefallen oder weitergeholfen hat und wie unsere Eindrücke waren. Das Feedback war anonym. Schließlich erhielten wir unsere Teilnahmeurkunden.
Insgesamt hat mir das Praktikum extrem gut gefallen, weil man sehr viel lernen konnte. Es war auch interessant, mal zu sehen, wie das Leben während des Studiums eigentlich ist. Zudem war es auch sehr spannend, praktische Erfahrungen zu sammeln, vor allem während der Versuche, da man diese wirklich noch nicht in der Schule gemacht hatte. Mir persönlich hat auch diese Studieninformationsrunde extrem viel gebracht, da ich jetzt einen Eindruck habe, wie alles eigentlich ungefähr abläuft. Zudem fand ich es auch nochmal sehr gut, dass man anfangs auf sich alleine gestellt war und somit Freundschaften schließen konnte. Dies war sehr vorteilhaft, da man einfach neue Leute kennengelernt hatte. Einige hatten schon direkt eine Ahnung, was sie später mal machen wollen.
Ich kann jedem das Chemiepraktikum an der Uni Hamburg weiterempfehlen, auch wenn man eventuell nicht so an einem Chemiestudium interessiert ist, waren die Versuche sehr spannend. Für die Leute, die mit einem Chemiestudium oder mit einem anderen Studium im naturwissenschaftlichen Bereich liebäugeln, kann ich das Praktikum definitiv weiterempfehlen, da man sehr viel lernt und auch Neues über das Studium erfährt.
Ein Bericht von Sabrina Arnold