Seit einigen Monaten überarbeitet die Redaktion des Online-Duden nach und nach Begriffe für Personen- und Berufsbezeichnungen, indem sie zu der männlichen Schreibweise die weibliche ergänzt. Dies betrifft ca. 12.000 Wörter, die noch innerhalb des Jahres 2021 überarbeitet werden sollen.
Nun war es zu erwarten, dass sich nach dieser Ankündigung die Befürwortenden des generischen Maskulinums gegen diese Reform aussprechen, da das generische Maskulinum nun im Online-Duden nicht mehr vorherrschend ist. Allerdings ist der Duden kein Gesetzestext, an den sich gehalten werden muss. Er repräsentiert lediglich die deutsche Sprache und spiegelt den gesellschaftlichen Wandel, dem diese unterliegt – insofern ist er als eine Empfehlung für den Sprachgebrauch zu beachten.
Die Chefredakteurin des Online-Duden, Kathrin Kunkel-Razum, wandte sich wie folgt an die Kritisierenden. „Natürlich wissen wir um die Macht, die an der Marke Duden hängt.“ Sie wandte ein, Aufgabe des Dudens sei nicht, vorzuschreiben, was jemand tun und lassen solle. „Aber wir können als Duden-Verlag nicht so tun, als ob es das Gendern nicht gäbe.“
Doch wie genau werden die Änderungen denn nun vorgenommen?
Früher stand im Online-Duden als Definition des „Mieters“: „jemand, der etwas gemietet hat“. Wenn man nach dem Begriff „Mieterin“ gesucht hat, wurde man lediglich auf den Eintrag des „Mieters“ verwiesen.
Deshalb seien sie in den vergangenen Jahren umfangreich kritisiert worden und „im Grunde auch zu Recht“, so kommentiert Kunkel-Razum die frühere Handhabung der Personen- und Berufsbezeichnungen.
Deshalb nahm sie sich mit der Redaktion als Hauptanliegen vor, präziser zu werden, und dazu gehöre auch, die weibliche Form auszuarbeiten. Das Ergebnis ist, dass jetzt im Online-Duden als Definition des „Mieters“ „männliche Person, die etwas gemietet hat“ und als Definition der „Mieterin“ „weibliche Person, die etwas gemietet hat“ steht.
Ich persönlich finde es super, dass sich die Duden-Redaktion Gedanken über das Gendern macht und auch einen Lösungsvorschlag entwickelt hat, um für eine gerechtere Sprache zu sorgen.
Ich sehe lediglich das Problem, dass auf diese Weise, wie nun im Online-Duden gegendert wird, der Fokus noch stärker auf das Binäre Geschlechtssystem gerückt wird und Geschlechtsidentitäten außerhalb dieses Systems komplett vernachlässigt werden. Dadurch sind diese noch unsichtbarer, als sie es im generischen Maskulinum waren. Dort waren sie wenigstens noch mit gemeint, während sie jetzt komplett unter den Tisch fallen.
Ich selber bin von meinem jetzigen Stand aus gesehen von der Gendersternchen-Methode überzeugt (sprich Mieter*innen), aber der Duden hat sich schon vor einiger Zeit gegen das Gendern im Duden mit einem Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt ausgesprochen. Dabei würde diese Methode einiges vereinfachen. Zum einen gäbe es pro Personen- und Berufsbezeichnung nur einen Eintrag, wodurch kein weiterer Platz gebraucht werden würde, wie es jetzt der Fall ist und zum anderen würden keine Personen offensichtlich außen vorgelassen werden.
Hier geht’s lang bei mehr Interesse am Thema Gerndern und Gleichstellung.
Artikel von Katharina Blonsky.