Ob Tagebuch, E-Mail, Einkaufszettel oder eine Gedichtinterpretation für den Deutschunterricht – Schreiben begegnet uns in vielen verschiedenen Formen im Alltag immer wieder. Die einen tun es nur, wenn es unbedingt nötig ist, für andere ist es ein großes Hobby. Das Verfassen von Texten kann aber auch schon mit geringem Zeitaufwand zum Stressabbau beitragen. Man muss nur eine geeignete Weise für sich finden.
Der schriftliche Ausdruck von Gedanken, Ideen oder Gefühlen kann auf verschiedenen Ebenen bewirken, dass wir weniger gestresst sind. Schreibt man zum Beispiel Tagebuch, hilft es, die Gedanken zu ordnen. Aller Frust und jede Sorge können niedergeschrieben werden und Papier ist als geduldiger Zuhörer immer zur Stelle – auch nachts um drei oder wenn wir alleine im Funkloch sind.
Schreiben kann auch als kreatives Hobby einen Ausgleich zum sonstigen Alltag bringen. Es dient als Ausdrucksform – ähnlich wie Kunst oder Musik – oder lässt uns in andere Welten entfliehen.
Außerdem ist Schreiben eine Kopfarbeit, die unseren Kopf dazu bringt, sich für einen Moment mit etwas anderem als Grübeln oder Sorgen machen zu beschäftigen.
Letztendlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, das kreative Schreiben für sich zu nutzen und man muss für sich herausfinden, was zu einem passt und Spaß macht.
Tagebuch schreiben
Das Tagebuch hilft einem sehr direkt, dadurch, dass man seine Gedanken, Gefühle, Sorgen und Probleme, aber auch Erfolge niederschreiben kann. Gerade in verwirrenden und anderen schwierigen Situationen, kann man durch ein Tagebuch seine Gedanken ordnen und sich durchs Schreiben mehr Klarheit verschaffen. Dadurch lernen wir uns selbst besser kennen und reflektieren. Zudem wirkt es als Methode zur Stressbewältigung, da man durch das Tagebuch den Frust einmal rauslassen oder die Sorgen mit jemandem teilen kann – ohne einer anderen Person etwas mitteilen zu müssen.
Dabei muss man es nicht unbedingt wie Anne Frank machen, sodass das Tagebuch Romanform annimmt – wenn man weniger Zeit hat, genügen oft auch Stichpunkte oder kurze, zusammenhangslose Gedanken, um das loszuwerden, was man loswerden möchte, ohne vorher viel erklären zu müssen.
Schreiben als Grübel-Stopper
Wikipedia beschreibt Grübeln als „eine Form des Nachdenkens, bei dem die Gedanken um mehrere Themen oder ein spezielles Problem kreisen, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen.“
Grübeln ist also so etwas wie Nachdenken, das einen nicht voranbringt. Gerade, wenn es hierbei um negative Gedanken geht, kann es viel Energie rauben.
Um einzelne Gedanken, die immer wieder im Kopf umherkreisen, zu stoppen, hilft es vielleicht, sie einmal auszuformulieren und aufzuschreiben. Hierbei sollte man sich möglichst kurzfassen und am besten nur einen Satz formulieren, sonst neigt man dazu, noch tiefer in den Gedanken zu versinken.
Den Zettel mit dem Gedanken kann man dann ganz klein zusammenfalten, in eine Schachtel legen oder auf eine andere Weise auch räumlich verbannen. Vielleicht hilft es aber auch schon, die Gedanken in einem kleinen Heft zu sammeln. Das ist auch etwas, wofür jeder seinen eigenen Weg finden muss.
Positivliste – Erfolgs- und Dankbarkeitstagebuch
Oft fällt uns nur auf, was gerade schlecht läuft. Das kann uns den Blick für die schönen Dinge im Leben verlieren lassen. Um sich mehr auf das Positive zu fokussieren, kann es helfen, ein kleines Schreibritual in den Tag einzubauen, und zum Beispiel jeden Abend drei Sachen aufzuschreiben, die am vergangenen Tag schön waren.
Genauso kann man Erfolge sammeln oder Dinge notieren, für die man dankbar ist. Es können natürlich auch mehr Punkte oder etwas ganz anderes sein. Hauptsache, es ist etwas Positives. Später kann man dann die Seiten immer wieder zurück blättern und sehen, was es alles für schöne Dinge gab oder was man erreicht hat. So dient es auch als Erinnerungsanker. Oft reichen nämlich ein paar Stichpunkte, um an einen schönen Tag zurückzudenken.
Geschichten schreiben
Geschichten entführen uns in eine andere Welt, wodurch die Alltagssorgen für einen Moment in den Hintergrund rücken. Man kann jede Figur sein und alles erleben, was man möchte, ohne sich aus seinem Zimmer wegzubewegen. Man muss es sich nur ausdenken und unserer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Für mich ist das Geschichtenschreiben wie Träumen, nur viel intensiver, detailreicher und durchs Aufschreiben greifbarer.
Das Schreiben von Geschichten ist auch in beliebigen Längen möglich. Ich würde empfehlen, mit Kurzgeschichten anzufangen. (Eine Seite reicht oft schon.)
Dann kann man die Geschichten nach Belieben immer länger werden lassen oder ein größeres Projekt starten, das einen über Wochen oder Monate begleitet. Letztendlich kann man auch hier Verschiedenes ausprobieren und gucken, was einem am meisten liegt oder am meisten Spaß macht.
Auch beim Geschichten schreiben können wir uns mit Themen auseinandersetzten, die uns beschäftigen, dann trägt es auch nicht nur indirekt zum Stressabbau bei.
Gerade bei dieser Form des Schreibens kommt noch ein großer Lerneffekt dazu. Schließlich versucht man, die Geschichten – spätestens bei einer Überarbeitung – möglichst schön zu schreiben und denkt viel über Sprache und Formulierungen nach. Mit ein bisschen Übung macht das auch die nächste E-Mail oder Gedichtinterpretation leichter.
Lyrik und andere kleine Texte
Gedichte oder ähnliches bieten vor allem eine kreative Ausdrucksform, zumal Gedichte auch eine besonders kunstvolle Textform sind. Wenn man nur für sich schreibt, muss man aber auch nicht zwingend am starren Aufbau festhalten und kann sich selbst etwas ausdenken. Schließlich gibt es auch viele moderne Gedichte, die sich nicht einmal reimen oder gleichmäßige Zeilen oder Strophen haben.
Eine andere Möglichkeit wäre, Poetry-Slam oder andere kleine Texte zu schreiben. Dann ist man ganz frei und kann den Text ohne große Vorgaben nach eigenen Ideen gestalten.
Egal, für welche Version man sich entscheidet, letztendlich geht es darum, dass man sich mit einem Thema
auseinandersetzt und seine Gedanken dazu ausdrückt.
Noch ein paar letzte Tipps
- Probiere, verschiedene Dinge aus und finde so, was zu dir passt und dir Spaß macht.
- Schreibe aus Freude. Wenn dir etwas keinen Spaß, dann überlege dir eine andere Methode oder ein anderes Thema. Schreiben sollte kein Zwang sein.
- Du musst nicht unbedingt viel Schreiben. Gerade am Anfang reicht es, erstmal damit anzufangen.
- Als Motivation und Inspirationsquelle kannst du dich auch mit Freund:innen zusammentun und ihr schreibt alle über das gleiche Thema und vergleicht hinterher eure Texte. So könnt ihr euch auch noch Tipps geben.
Ulrike Asmussen