Angst, Überwachung, Diktatur – DDR Zeitzeugenbericht am GG

Am 18. November 2024 war der Publizist Siegfried Wittenburg als Zeitzeuge an unserer Schule zu Gast, um über sein früheres Leben in der DDR zu berichten und dies zu dokumentieren. Alle 10. Klassen hörten gespannt dem Künstler und Autor zu.
Eingeladen wurde er von unserer WiPo-Fachschaft, die organisatorische Betreuung übernahmen Frau Wetzel und Frau Mahncke-Wachter. Herr Wittenburg brachte den Schülern mithilfe von eigenen Fotos und Zitaten das alltägliche Leben in der DDR nahe. Besonders interessant für unsere Altersgruppe war die Schilderung des damaligen Lebens der Jugend.

Herr Wittenburg sprach in unserem Forum über sein Leben in der DDR, was als er als „Drahtseilakt” bezeichnete. Die Fotografie spielte und spielt immer noch eine große Rolle in seinem Leben, da er sich das Fotografieren selbst beibrachte und früher sogar Leiter eines Fotozirkels war, in dem die Mitglieder Dinge fotografierten, die sie bewegten. Ein Bekannter von Herrn Wittenburg bezeichnete die Weise des Fotografierens von ihm so: „Du fotografierst so, als würde die DDR morgen zusammenbrechen.” Der angesprochene Fotozirkel war damals sicher für Anti-DDR Gedanken und diente zum Ausdruck der eigenen Denkweise. Aber auch diese Freizeitbeschäftigung wurde irgendwann von der Stasi beobachtet. Herr Wittenburg selbst wurde überprüft, um zu gucken, ob er ein Staatsfeind war. Auch sein Haus wurde durchsucht und er war nun nicht mehr der Leiter des Fotozirkels.

Herrn Wittenburg vor seinem selbst geschossenen Foto

Die Beobachtung der Jugend
Die ständige Beobachtung der Stasi bezeichnete der Zeitzeuge als Vergiftung der Gesellschaft, weil man nicht wusste, wem man noch vertrauen könne. Durch die eigene Angst wurde man aber gefügig gemacht. Auch die Jugend war dem Staat suspekt. Daher gab es die „Freie” Deutsche Jugend, die für Freiheit protestiert haben. „Wir sind erwachsen, aber nicht mündig!” wurde als Graffiti an die Wand einer Schule gemacht, als Konsequenz aber bekamen zwei Abiturienten zwei Jahre lang Haft und ihnen wurde das Abitur entzogen.

Sieben Tage lang durfte Siegfried Wittenburg jedoch die Freiheit im Westen Deutschlands, also der BRD, erleben. Er wäre am liebsten nicht zurückgekommen, aber seine Frau war mit ihrem Sohn schwanger und somit kam er natürlich doch wieder in die kontrollierte DDR. Dabei schmuggelte er Schallplatten und andere Gegenstände mit in den Osten. Sein Sohn hat übrigens Erfolg in der Freiheit, was früher wohl anders gewesen wäre.
Hier findet ihr noch weitere Zitate und Forderungen von den Menschen der DDR.

Herr Wittenburg erzählt über die Jugend
Buch über das Leben von Siegfried Wittenburg in der DDR

Wir wollen Rede-, Presse- und Meinungsfreiheit!

Wir sind das Volk!

Wir wollen Reisefreiheit!

Wir wollen freie Wahlen!

Wir wollen eine Demokratie!

Foto vom Grenzübergang zu einem sozialistischem Staat

Herr Wittenburg, der 2014 angefangen hat, diese Art von Vortragsreihe anzubieten sowie Projekte und Ausstellungen als Zeitzeuge macht, beendete seinen Vortrag mit der Schlussnote, dass unsere Demokratie ebenfalls verbesserungswürdig ist. Uns hat der beeindruckende Vortrag die Augen dafür geöffnet, wie repressiv das System der DDR war, wie kostbar unsere Demokratie ist und dabei auch sehr schutzbedürftig. Wir müssen alle immer darauf achten, dass die Werte unseres freiheitlichen Staates bewahrt und eingehalten werden.

 

Beitrag von Esther Ehlers und Samia Liencke