Hallo Ellen. Ein Dankeschön vorab, dass du dich dazu bereit erklärt hast, dieses Interview zu geben. Es soll ja heute um deinen Aufenthalt in den USA gehen.
1. Wo warst du eigentlich in den USA und für wie lange?
Ich war in dem Staat Connecticut in Windsor Locks für fünf Monate und 25 Tage.
2. Und mit welcher Organisation hast du deinen Aufenthalt geplant?
Meinen Aufenthalt habe ich mit der Organisation EF (Education First) geplant.
3. Wie läuft so eine Planung eines Auslandaufenthaltes ab? Muss man auf etwas besonders achtgeben?
Auf jeden Fall sollte man viel Zeit für seine Bewerbung einplanen. Ich habe so drei bis vier Monate für meine Bewerbung gebraucht, da ich zusätzlich noch ein Video drehen und eine E-Mail an meine zukünftige Gastfamilie schreiben musste, die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kannte. Auch muss man viele Arztbesuche hinter sich bringen und so einige Impfungen auffrischen lassen, persönlich musste ich sechs Impfungen nachholen. Das ist jedoch auch von dem jeweiligen Staat abhängig.
4. Wie war deine Gastfamilie denn so?
Meine Gastfamilie war wirklich sehr, sehr nett. Ich hatte zwei junge Gasteltern, meine Gastmutter war 30 und mein Gastvater 31 Jahre alt, und eine zu dem Zeitpunkt noch zweijährige Gastschwester. Meine Gastmutter war zu meiner Aufenthaltszeit noch schwanger.
5. Hattest du Schwierigkeiten mit der Sprache? Gab es große Verständnisprobleme?
Ich hatte eigentlich von Anfang an keine wirklichen Verständnisprobleme, auch im Alltag nicht. Nur den Ausdruck ´´to mow the lawn´,´auf Deutsch „rasenmähen“, konnte ich mir einfach nicht merken und habe meine Gasteltern um die sechs Mal danach gefragt. Auch im Geschichtsunterricht konnte ich manchmal nicht alles verstehen, vor allem, wenn wir Lehrvideos geschaut haben. Diese wurden oft in einer eher heutzutage nicht mehr gebräuchlichen Sprache gehalten, die auch den Einheimischen ab und zu Schwierigkeiten bereitete. Aber allgemein gewöhnt man sich schnell an die Sprache und „hört sich gut rein“.
6. Hat sich dein Englisch durch den Auslandsaufenthalt deutlich verbessert?
Selber finde ich das irgendwie schwer zu sagen. Viele meinen, und das merke ich auch selbst, dass ich einen amerikanischen Akzent bekommen habe. Ich habe durch den täglichen Gebrauch der Sprache neue Vokabeln dazu gelernt und bin allgemein selbstbewusster geworden beim Englischsprechen.
7. Was für eine Schule hast du besucht?
Ich habe eine kleine High School, genauer gesagt die Windsor Locks High School besucht.
8. Und der Schulalltag? Welche Unterschiede gibt es zu deutschen Schulen?
Also der Schulalltag war ganz anders als in Deutschland. Wir hatten insgesamt nur acht Unterrichtsfächer, darunter auch z.B. den Unterricht Kochen oder Chor. Unser Stundenplan war dann aufgebaut nach A-Day, B-Day und C-Day, die vorgaben, welchen Unterricht wir jeden Tag hatten. Am A- und B-Day hatten wir jeweils nur vier der acht Unterrichtsfächer, dann aber als Doppelstunden und am C-Day hatten wir alle acht Fächer als Einzelstunden. Am Nachmittag habe ich Basketball in einem Schulteam gespielt und war dann nach dem Training manchmal erst gegen 18 Uhr zu Hause. Wenn ich aber ein Basketball Spiel hatte, kam es vor, dass ich erst um 22 Uhr nach Hause kam. Dazu muss ich aber sagen, dass ich vergleichsweise wenige Hausaufgaben hatte und auch fast nie lernen musste.
9. Hattest du auch durch die unterschiedliche Unterrichtsgestaltung ein anderes Lieblingsfach, als in Deutschland bzw. fiel dir ein Fach leichter?
Ich mochte sehr gerne das Unterrichtsfach US History, dass lag aber eher daran, dass ich mich mit den Schülern aus diesem Kurs am besten verstanden habe und auch den Lehrer gerne mochte. In Deutschland finde ich das Fach Geschichte aber auch gut.
10. Warst du denn die einzige Austauschschülerin an deiner Schule, oder gab es noch andere?
Ich war tatsächlich die einzige und auch die erste Austauschschülerin an meiner Schule. Viele der Schüler hatten auch bis zum Ende nicht verstanden, dass ich nur für eine gewisse Zeit in Amerika bleibe und dachten, ich sei umgezogen.
11. Hast du neue Freundschaften geschlossen?
Ja, ich habe dort echt gute Freunde kennengelernt. Es ist aber manchmal schwer, den Kontakt zu halten, wenn man sich lange nicht mehr spricht.
12. Warum hast du dir genau die USA als Aufenthaltsziel ausgesucht? Gab es irgendwelche Gründe dafür?
Erstmal gab es für mich persönlich nur die Option zwischen England und Amerika. Ich habe mich im Endeffekt doch für Amerika entschieden, da es für mich noch einmal was ganz anders von der Kultur her war. Dort führt man schon ein ganz anderes Leben.
13. Wie war das Essen denn so? Stimmen die Gerüchte über die amerikanische Esskultur?
Definitiv! In der kleinen Stadt Windsor Locks, in der ich gelebt habe, waren wirklich alle Fast Food-Ketten vertreten und es gab oft Burger und Pommes. Gegen Ende meines Aufenthaltes habe ich sogar von deutschem Essen geträumt.
14. Was war dein größter Kulturschock?
Ich weiß nicht, ob ich einen richtigen Schock hatte, es waren mehr so Sachen, bei denen ich manchmal überrascht war. Zum Beispiel bei dem Alltag in der High School oder dem beinah freundschaftlichen Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Was mich auch wirklich überrascht hat, war, dass man dort auch von zuhause online einkaufen konnte und dann nur zu einer ausgegebenen Zeit beim Supermarkt vorfahren musste. Die Einkäufe wurden von dem Personal in den Kofferraum geladen und man konnte ohne auszusteigen bezahlen. Vorher wusste ich gar nicht, dass man auf diese Art einkaufen kann.
15. Deine schönste Erfahrung, die du in den USA gemacht hast?
Die Zeit mit meiner kleinen Gastschwester habe ich sehr genossen. Ich habe ja hier in Deutschland keine kleine Schwester, daher war es wirklich schön mit ihr zu spielen und rumzualbern. Außerdem war eine sehr schöne Erfahrung mein allerletztes Basketballspiel, bei dem ich sogar im fortgeschrittenen Team mitspielen durfte. Ich habe es im gesamten Spiel nicht hinbekommen, den Ball in den Korb zu werfen, aber in der letzten Sekunde habe ich den Ball geworfen und er ist reingegangen. Daraufhin hat unser Team gewonnen und alle sind von der Bühne auf mich zugerannt und haben mich umarmt. Das war echt filmreif!
16. Hattest du Heimweh? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Ja, ich hatte Heimweh. Mir hat es in den Momenten echt gutgetan, mit meinen Eltern zu sprechen. Auch bin ich zu meinen Gasteltern gegangen und habe erzählt, dass es mir gerade nicht so gut geht. Sie haben mich dann immer aufgemuntert oder abgelenkt, sodass es mir wieder besser ging.