Deutsch und Philosophie: Interview mit Herrn Schade

An unserer Schule gibt es viele Lehrer, aber Herr Schade ist eine Ausnahme, denn er unterrichtet an zwei Schulen gleichzeitig und hat trotzdem immer ein offenes Ohr für jeden Schüler. Außerdem beantwortet er gerne alle Fragen und deswegen haben wir uns für ein Interview mit ihm entschieden. Er unterrichtet die Fächer Deutsch und Philosophie und ist offen für viele Themen. Wir haben von ihm viele interessante Dinge erfahren, zum Beispiel, wie er zum Thema KI steht und was seine wichtigsten Werte sind. 

Wie lange sind Sie an unserer Schule?

„Nach diesem Jahr vier Jahre“

Wie sieht Ihre Arbeitswoche aus?- Sie arbeiten ja an zwei Schulen gleichzeitig

„Ich arbeite am Gymnasium Glinde und an der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld. Ich bin montags, donnerstags und freitags am Gymnasium und dienstags und mittwochs an der Gemeinschaftsschule.

Herr Schade-findet es wichtig, seine Ziele zu verfolgen

Was sind die Unterschiede der beiden Schulen?

“ Der größte Unterschied liegt bei der Notengebung. Drüben geben wir von Klasse 5 bis 9, 3 verschiedene Niveaus: ESA, MSA und Gymnasialniveau.“

Warum arbeiten Sie an zwei Schulen ?

„Ich hatte meine Ausbildung hier am Gymnasium gemacht und dadurch das danach mir eine Beamtenstelle hier angeboten wurde und ich mich hier an der Schule sehr wohl gefühlt hatte, hab ich sie angenommen. In dem Angebot war der Deal enthalten, dass ich für 3 Jahre zwischen Schulen hin und her springe. Ich finde, dass dies eine tolle Erfahrung ist, habe aber ehrlicherweise auch ein wenig unterschätzt, wie viel Arbeit das ist.“

Wieso sind Sie eigentlich Lehrer geworden?

„Ich habe da leider keine inspirierende Geschichte, denn ich habe vorher zwei andere Fächer studiert: Wirtschaftsingenieurwesen und Physik bei denen ich feststellen musste, dass ich für diese Form von Mathematik zu faul bin ;). Danach habe ich angefangen, auf Lehramt zu studieren, das war tatsächlich eine Notlösung, da ich das eher gemacht habe, um mit Deutsch und Philosophie zwei Fächer zu studieren, die mich interessierten. In meinem Praktikum an der Grundschule habe ich gemerkt, dass der Beruf Lehrer mir Spaß macht und heute empfinde ich es als großes Glück, dass sich die Sache so entwickelt hat. Ich würde aber jedem jungen Menschen raten, etwas planvoller an die eigene berufliche Zukunft heranzugehen.“

Wollen Sie in Zukunft die KI in ihren Unterricht mit einbeziehen?

„Sobald ich genau weiß, wie ich es machen kann, werde ich es auf jeden Fall tun. Ich weiß, dass Künstliche Intelligenz bereits eine Rolle in meinem Unterricht spielt, da meine Schüler Aufgaben damit erledigen, deswegen gebe ich fast keine Hausaufgaben mehr, bei denen Texte erstellt werden müssten, weil ich mir ja nie sicher sein kann, ob es selbst erledigt wurde oder nicht. Allerdings kann ich gut verstehen, dass die Schüler es einsetzen und es wäre auch blödsinnig, nicht zu überlegen, wie die KI einem von Nutzen sein kann, weil sei vermutlich ein großer Bestandteil der zukünftigen Arbeitswelt und des Alltags sein wird.“

Wie gehen Sie mit Hausaufgaben um, die mit Hilfe von einer KI erstellt wurden?

„Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, solang die Schüler das Thema trotzdem verstanden haben. Es gibt nur eine große Gefahr: Alle Fähigkeiten, die uns von Maschinen abgenommen werden, trainieren wir natürlich auch nicht mehr und wenn man sich schon früh das Denken abnehmen lässt, wird man nur sehr schwer in der Lage sein, Kontrolle über sein eigenes Leben zu gewinnen. Ich finde die KI faszinierend, bin aber ehrlich gesagt froh, dass es sie nicht gab, als ich ein Kind war, weil ich mir sicher bin, dass ich es mir in der Schule mit ihrer Hilfe leichter gemacht hätte, als gut für mich gewesen wäre.“

Nun hat sich ja seit Ihrer eigenen Schulzeit zu heute rasant viel verändert: Wie haben sie ihre eigene Schulzeit empfunden?

„Ich fand meine Schulzeit sehr schön, allerdings hat mich der Unterricht teilweise schon belastet. Das lag hauptsächlich an meinen Freunden und der Tatsache das man in so einer großen Gruppe zusammengearbeitet hat. Ich war kein übermäßig guter Schüler und habe oft nur das gemacht, was unbedingt notwendig war. Habe mich eher durchgewuselt. Heute wünschte ich mir häufig, dass ich einfach meine Aufgaben gemacht hätte. Man hatte sie ohnehin die ganze Zeit über im Kopf und ich habe nach der Schule eine leicht erschreckende Selbstbeobachtung machen müssen: Mir fehlte als junger Erwachsener die Fähigkeit, mich hinzusetzen und etwas zu tun, worauf ich keine Lust hatte. Es war unheimlich anstrengend das zu lernen und ich habe heute noch Defizite darin. So blöd es auch klingt: Disziplin ist etwas, dass ihr wirklich in der Schule lernen könnt und es ist unheimlich nützlich, sie zu haben.

Finden Sie die Bewertung in der Schule fair?

„Ich finde meine eigene Bewertung nicht mal immer fair, also die Form. Von daher bleibe ich bei mir, denn ich kann über die Wertung anderer nichts sagen. Mir fällt es nicht leicht oder ich weiß ganz genau, dass ich irgendwo unfaire Noten gebe, weil ich nicht 100% objektiv sein kann. Es ist tatsächlich eine Riesenaufgabe, eine Klasse ruhig zu halten, darauf zu achten, dass jeder etwas macht und Konflikte zu managen […] und gleichzeitig darauf zu achten, wer alles was sagt, ist fast unmöglich. Ich bemühe mich so weit es halt möglich ist.“

Wertschätzung bedeutet Herrn Schade viel. Illustration erstellt mit Gimp.

Was ist das Positivstes/Negativste an ihrem Job?

„Das Positive ist mit Sicherheit, wenn ich feststelle, dass ein Kind unter Umständen aufgrund des Unterrichts auf Ideen kommt, mit denen es eigene Probleme lösen oder zukünftige vermeiden kann, die man vielleicht selber hatte. Also wenn ich einen positiven Einfluss nehmen kann […]. Das ist natürlich nicht immer der Fall, aber wenn es passiert, ist das großartig.

Das Negativste würde ich sagen ist, dass der job manchmal erfordert, Kinder zu etwas zu zwingen, was sie gerade nicht machen wollen. Sie wären gerne woanders, aber ich kann sie nicht gehen lassen. Ich verstehe häufig die Gründe dahinter; es fühlt sich aber trotzdem nicht gut an.“

Was sind die wichtigsten Werte, die Schüler an der Schule lernen sollten?

„Respekt vor allen Menschen. Was gut wäre, was die Schule vermitteln sollte, ist, dass das, was man machen will, auch klappen kann. Also dass man sich ein Ziel setzen und wirklich selber erreichen kann; auch ohne dass es dafür Noten als Belohnung oder Bestrafung gibt. Wenn es das lernt, ist es mir auch fast egal, ob das Kind Gedichte interpretieren kann:)“

Was würden Sie Schülern und Schülerinnen für die Schulzeit mitgeben?

„Ich würde aus eigener Erfahrung sagen, macht eure Aufgaben, wenn es euch nicht zu viel Lebensfreude kostet. Denn es ist auf der einen Seite gut sie gemacht zu haben und ihr wisst es ja selber, es hängt einem immer im Nacken wenn man sie nicht macht. Es ist eine extrem nützliche Fähigkeit […] es wird auch später nicht mehr so schwer sich den Aufgaben zu stellen. Darüber hinaus: Nehmt Noten niemals persönlich. Sie sagen etwas darüber aus, ob ihr eine Aufgabe erfüllt habt; nicht über euch als Mensch.“

 

Vielen Dank für das offene Gespräch!

 

Das interview führten Preci, Mara und Olivia, Klasse 10.