Umstellung auf IServ& neue PCs – Bericht und Interviews

Nach den Herbstferien 2021 konnten sich die Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Glinde auf brandneue Computer freuen. Maßgebend an unserem Schulzentrum beteiligt waren Herr Buhk und Herr Schledermann am Gymnasium Glinde sowie Herr Dargel von der Sönke-Nissen Gemeinschaftsschule, die schon beim Ausladen der Geräte sowie für den Aufbau und die Installation viel Zeit geopfert haben, um das System pünktlich zum Ende der Herbstferien zum Laufen zu bringen. Maßgeblicher Treiber des Projektes war die Stadt Glinde mit dem Sachgebiet Kultur und Schule und dem dazugehörigen Team der Schul-IT – Herrn Bend, Herrn Klatt und Herrn Boose als Projektleiter – die mit Hilfe von Lehrern, Eltern und ehemaligen Schülern das Projekt geplant, gesteuert und umgesetzt haben. Das Dreier-Team von der SchulIT der Stadt Glinde leistet auch den Support an Schulen in Glinde.

Was alles passiert ist und welche Hürden es gab, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Herr Schledermann in seinem Element: IT – vor einem der neuen PCs.

„Wer nicht mit dem Zeitgeist geht, vergeht mit der Zeit.“ Dies gilt auch für die längst überfällig gewordene Computerausstattung am Gymnasium und der Gemeinschaftsschule. Die teilweise seit 2013 bestehenden Rechner haben in den fast neun Jahren Benutzung tolle Dienste geleistet und haben sich ihren Ruhestand verdient. In sämtlichen Computer- und Fachräumen wurden daraufhin die alten Geräte durch brandneue PCs ersetzt, eingebaut und mit dem aktuellen Betriebssystem Windows 10 installiert. Zudem stieg man von dem alten, kostengünstigen Schulserver „Logodidact“ auf den neuen, aber teureren Server „Iserv“.

Was ist IServ?

IServ wurde von Schülern aus Braunschweig entwickelt, um das digitale Lernen und auch die digitale Verwaltung der Schule zu erleichtern. Schließlich wird es auch Zeit, zu den digital fortschrittlicheren Ländern (wie z.B. Dänemark, Norwegen) aufzuschließen. IServ ist zwar teurer, bietet aber im Vergleich zum Vorgänger neue Möglichkeiten, wie das zielgerichtete Steuern des WLAN-Zugangs, einer bereits integrierten Videokonferenzfunktion und man kann nun ganz einfach auf gespeicherte Daten im Unterricht von zuhause aus zugreifen und weiterarbeiten. Allerdings arbeitet unsere Schule ja bereits seit der pandemiebedingten Phase des Distanzlernens 2021 mit der Plattform itslearning, die vom MBWK zur Verfügung gestellt wurde.

Schüler und Lehrer sind nun vertraut mit dem System, und es gilt in der Zukunft herauszufinden, wie sich die neue Software Iserv mit dem itslearning Portal sinnvoll verknüpfen lässt. Zurzeit ist es erforderlich, sich mit getrennten Passwörtern jeweils in das eine oder in das andere System einzuloggen – zudem verfügen beide Plattformen über ähnliche Tools, sodass noch festgelegt werden muss, welches Tool auf welcher Plattform die sinnvollere Option ist. Andererseits gibt es auch Unterschiede zwischen beiden Systemen, Iserv kann itslearning keinesfalls in allen Funktionen ersetzen. Die Lehrkräfte müssen aus datenschutzrechtlichen Gründen noch zwei weitere digitale Portale nutzen – SchulCommSy schon seit einigen Jahren und neuerdings auch Schulportal.SH z.B. für den schulischen E-Mail Austausch – sodass die Digitalisierung des Schulalltags noch nicht umfassend erleichternd wirkt, teils eher umständlicher ist. Dies alles befindet sich noch im Prozess, es bleibt in jedem Fall spannend.

Fließender Übergang oder holperige Achterbahnfahrt?

Natürlich geschah der Umstieg auf Iserv nicht ganz reibungslos. Es hätte zwar, laut Herrn Schledermann, bei der Installation in unserer Schule, kaum Probleme gegeben, jedoch sei die lange Einarbeitungszeit und das Erstellen eines Leitfadens zur Anwendung von IServ eine große Hürde gewesen. Herr Schledermann und Herr Dargel haben nach eigenen Aussagen rund acht Tage in die Installation, Einarbeitung und Schulung investiert, wobei hierbei auch im Nachhinein noch Probleme beseitigt und die optimalen Konfigurationen beim WLAN eingestellt werden mussten. Im Vorhinein wurden aber auch die Einzelheiten lange durchgeplant, bevor man diese umsetzte.

Hierbei fanden zahlreiche Vorgespräche zur Installation statt, Pläne zu den Durchführungstagen wurden erstellt, freiwillige Helfer wurden zusammengetrommelt, die neuen PCs bzw. Peripheriegeräte (Maus, Tastatur, etc.) angeschafft, überprüft und vieles mehr. Bei den Helfern haben viele Schülerinnen, Schüler und Eltern ehrenamtlich beim Aufbau und der Montierung ihre Hilfe angeboten und haben somit viel Last abgenommen. „Vorsichtig geschätzt sind in dieses Projekt für beide Schulen zusammen mindestens 500 Arbeitsstunden geflossen“, äußerte sich Herr Schledermann zur Frage, wie lange das Projekt ungefähr dauerte. Man kann sich nur schwer ausmalen, wie zeit- und geldintensiv dieses Vorhaben war. Der Server für Iserv steht übrigens sicher und geschützt in einem eigenen Raum unserer Schule.

Fazit – wie sieht die Bilanz bis jetzt aus?
Uns erwarten auch neue E-Screens mit klappbaren Whiteboards.

Für die Zukunft der Schule ist dies ein Schritt, um mit der rapiden Entwicklung der Digitalisierung an Schulen mitzugehen und digitale Tools sowie funktionierende Lernplattformen in den Unterricht zu integrieren. In diesem Zuge sollen in naher Zukunft auch E-Screens an der Schule eingesetzt werden, um neben IServ noch weitere digitale Werkzeuge zum Lernarsenal hinzufügen zu können. Es können perspektivisch alle Klassenräume mit E-Screens/active Panels ausgestattet werden.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten an diesem Mammutprojekt. Wir hoffen, dass die Umsetzung der digitalen Ausstattung erweiterte Möglichkeiten für Information, Kommunikation, Partizipation und Zusammenarbeit unterstützt.

Abschließend noch ein paar  Fragen an Herrn Boose, dem Projektleiter für Medienentwicklungsplanung der Stadt Glinde:

Viele Schulen in Deutschland nutzten in der Pandemie eine Lern-Plattform von Iserv. Jetzt wird im Rahmen der Medienentwicklungsplanung auch am Gymnasium Glinde eine Umstellung auf Iserv gefördert. Nun arbeiten wir ja bereits mit itslearning – einem Lernmanagement-System mit vielen Optionen, bereit gestellt vom MBWK. Funktionieren staatlich zur Verfügung gestellte Systeme tatsächlich schlechter und sind auch nicht kostengünstiger?
Das ist eine interessante und nachvollziehbare Frage, die aber nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantwortet ist. Zum einen kann man diese Systeme (IServ und z. B. Itslearning) so nicht miteinander vergleichen, da sie doch unterschiedliche Funktionsbereiche abdecken. Es war ein Abwägen der funktionellen Möglichkeiten und nicht des Preises. Des Weiteren war es keine einzelne Entscheidung zwischen diesen Systemen für das Gymnasium, sondern eine Entscheidung für ein einheitliches System innerhalb aller Glinder Schulen, was wiederum den Support für das IT-Team erleichtert. Zumal in anderen Schulen unserer Stadt IServ schon seit längerem eingesetzt wird.

IServ aus Braunschweig betreut mittlerweile 4500 Schulen mit 2,3 Millionen Nutzern, was 20 Prozent aller Schüler in Deutschland entspricht. Es ist dezentral aufgebaut, daher weniger störungsanfällig. Können Sie das kurz genauer erklären?
Das ist einfach und schnell erklärt. IServ liegt komplett mit allen Bestandteilen auf einem lokal in der Schule physisch vorhandenem Server. Nicht wie bei anderen Schulportalen, welche nur über das Web erreichbar sind. Daher ist innerhalb der Schule auch ein normales Arbeiten möglich, wenn die Internetanbindung einmal ausfallen sollte. Aber alles hat seine zwei Seiten. Auch unser Server kann mal ausfallen, was aber eher seltener der Fall ist. Letztlich deckt aber erst eine Kombination aus IServ zusammen mit anderen Systemen und
Plattformen die digitale pädagogische Arbeit ab, da es die „eine Eierlegende Wollmilchsau“ nicht gibt.

Die CoronaPandemie hat der Digitalisierung an den Schulen einen Stups nach vorn versetzt sehen Sie das auch so?
Ja, so schlimm die Corona-Pandemie für die Menschheit und ganz besonders für Betroffene war bzw. ist, gab es dadurch durchaus positive Effekte bei der Digitalisierung. Es waren urplötzlich Mittel da, an die vorher nicht zu denken war. Es musste plötzlich gehen und vieles wurde kurzfristig für den Distanzunterricht auf die Beine gestellt, wie z. B. Videokonferenzsysteme. Ich glaube schon, dass das unter normalen Bedingungen deutlich länger gedauert hätte. Aber im Moment erfahren wir auch die zusätzlichen negativen Seiten der Pandemie. Es gibt große Lieferschwierigkeiten in vielen Bereichen für die Digitalisierung der Schulen.

Wie läuft der Support bei Störungen an unserer Schule ab? Können Sie kurz ein Beispiel beschreiben?
Der Support gliedert sich in verschiedene Bereiche. Wenn ein Lehrer ein Problem feststellt, ist es momentan so, dass der Lehrerkollege dieses Problem im Störungssystem von IServ alsTicket erfasst. Je nach Problem, wird das Ticket in der Schule gelöst oder von einem der IT-verantwortlichen Lehrer, hier z. B. Herr Schledermann, an die Schul-IT weitergeleitet. Ist das Problem von den Administratoren selbst lösbar, wird es zeitnah abgearbeitet. In den anderen Fällen wird ein externer Dienstleister mit der Problemlösung beauftragt.
Als Beispiel vielleicht folgendes: In Raum 104 war eine HDMI-Buchse aus dem Bachmannmodul des Datenschrankes herausgerissen. Der Lehrerkollege hat im IServ dazu ein Ticket eröffnet, Herr Schledermann stellte fest, dass es für die Schule alleine nicht lösbar ist und hat es an die Schul-IT gesandt. Die Kollegen von der Schul-IT haben dann überlegt, ob diese Teile auch einzeln zu beschaffen sind oder ob dort die Fachfirma beauftragt werden muss. Nach einer Recherche im Internet konnten die notwendigen Bauteile online bestellt werden und von den Administratoren in den Datenschrank eingebaut werden.


Möchten Sie noch etwas zu dem Thema anmerken, was Sie
für wichtig halten?
Ja, da gibt es etwas. Bei all dem was momentan dank des Digitalpaktes angeschafft, eingebaut und in digitale Bahnen gelenkt wird, darf der Punkt der fortlaufenden Finanzierung nach dem Digitalpakt nicht vergessen werden. Keinem nützt in 5 oder 7 Jahren diese Digitalisierung, wenn dann die finanziellen Mittel für eine sukzessive Erneuerung von alten Komponenten nicht vorhanden sind. Wir brauchen für die Schulen professionelle Strukturen für den Support und die finanziellen Mittel diesen Digitalisierungsprozess fortzuführen, sonst war der Digital-Pakt ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein.

Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung unserer Fragen an  Herrn Boose.

Ein Artikel von Kenua Turandi, QIa

 

Für weitere Informationen zum Thema IServ-Umstellung und neue Computer, lest hier auch das ganze  Interview mit Herrn Schledermann.