Ein Beitrag von Chiara Hübner und Hannah Gogoll
Herr Mathis Winking ist seit 2018 am Gymnasium Glinde als Biologie- und Physiklehrer tätig. Besonders interessant ist dabei, dass er ursprünglich promovierter Biologe ist, die Biologie quasi in die Wiege gelegt bekommen hat und jahrelang selbst in der Forschung tätig war. Aber lest selbst….
Wie kam es dazu, dass Sie sich für das Berufsfeld Biologie und allgemein für die Naturwissenschaften entschieden haben?
Das ist familiär bedingt. Meine beiden Eltern sind auch Biologen und daher bin ich ein bisschen „vorgeschädigt“, was diese Einstufung angeht (lacht). Mein Vater war Professor für Biologie in Lübeck an der Universität und meine Mutter war auch Biologin. Von daher ist dann so dieser naturwissenschaftliche Weg schon vielleicht ein bisschen vorbestimmt, genetisch.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, Lehrer zu werden?
Ich arbeite gerne mit Menschen. Ich habe jetzt lange Zeit mit Studenten an der Uniklinik in Aachen gearbeitet. Das ist sehr erheiternd, wenn man nicht nur im Labor sitzt und so seine Daten produziert, was zwar auch mal ganz schön ist, sondern einfach auch dieser zwischenmenschliche Kontakt, das Gefühl, was Sinnvolles mit Kindern und Jugendlichen zu tun.
Und hatten Sie diese Vorstellung auch schon am Anfang vom Studium?
Nein, tatsächlich nicht. Ich habe Biologie studiert, nicht auf Lehramt, sondern auf Diplom und dann an der Uniklinik promoviert. Da ging es noch in die Richtung Forschung. Und hab erst dann, weil ich während der Forschung auch Lehrer für Medizinstudenten war, diese Liebe zur Lehre entdeckt. […]
Würden Sie denn diesen Weg auch wiederwählen, also Lehrer zu werden? Oder würden Sie an ihrer Entscheidung etwas ändern, wenn Sie dazu die Möglichkeit hätten?
(Lacht) Das ist eine gute Frage! Ich glaube, ich würde es wieder so machen. Es gibt da so einen schönen Spruch: „Leben ist wie zeichnen mit Bleistift ohne Radiergummi!“ Man macht Fehler, oder man hat irgendwelche Abzweigungen, die man geht. Die gehören ja zu dem dazu, was man ist. Klar könnte ich sagen, ich hätte den Weg gehen können, direkt Lehramt zu studieren und mir die sieben Jahre an der Uni sparen können, doch die haben mich ja auch geprägt.
Ist der Lehrerberuf denn jetzt so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Ja, schon… bisschen anstrengender (lacht). Ja, doch, ist schön! Ich bin ja auch noch Referendar und muss noch ein halbes Jahr warten bis zum Examen. Bis jetzt war ich Vertretungslehrer und jetzt Seiteneinsteiger. […]
Seiteneinsteiger Definition: Seiteneinsteiger arbeiten als Lehrkraft ohne Master of Education (Lehramtstudium) und ohne zweites Staatsexamen, bilden sich aber berufsbegleitend weiter. Statt Lehramtsstudium und Referendariat haben sie z.B. auf Diplom studiert und konkrete Berufserfahrung außerhalb der Schule. Herr Winking hat gerade im Mai erfolgreich seine Qualifizierungsphase abgeschlossen.
Was interessiert Sie am meisten an Ihrem Beruf, Naturwissenschaften zu lehren?
Also ich finde allgemein, die Naturwissenschaften sind faszinierend, weil es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Das heißt, die Wiederholung ist da relativ gering. […] Und diese Begeisterung oder dieses Interesse daran ist das, was ich versuche, zumindest im Kleinen, an euch oder an die Schüler weiterzugeben; sich dafür vielleicht auch zu begeistern: Die Entdeckung von Neuem, das Verständnis von Dingen, wie sie in der Naturwissenschaft so sind… den Alltag besser begreifen, daher auch Physik.
Würden Sie anderen Naturwissenschaftslehrkräften auch empfehlen, einen Doktortitel vorher zu machen oder eher dann direkt ein Lehramtsstudium?
Ich würde das keinem empfehlen, das muss ja jeder für sich selber im Endeffekt wissen. Ein regulär studierter Lehrer hat halt den Vorteil, dass er pädagogisch besser ausgebildet ist und vielleicht die Art des Wissensvermittelns schon während des Studiums lernt. Jemand, der in der Uni gearbeitet oder dort promoviert hat, der hat dann vielleicht mehr dieses wissenschaftliche Denken und hat auch wirklich wissenschaftlich gearbeitet, was ja auch ein Vorteil sein kann, gerade in der Oberstufe. Ich denke beides ist gut und wichtig in der Schule. Ich würde aber nie sagen, dass der eine Weg der bessere ist. […]
Inwieweit beschäftigen Sie sich außerhalb der Schule mit der Biologie?
Relativ viel tatsächlich. Ich habe drei Kinder und das ist dann immer so, dass wir uns natürlich (so wie ich auch aufgewachsen bin) viel mit der Natur-, Pflanzen- und Tierwelt beschäftigen: zuhause, im Garten, mit Tieren, das gehört schon irgendwie mit dazu. Es ist jetzt kein so großer Punkt, aber wir bewegen uns im Endeffekt natürlich in der Natur (lacht).
Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Biologielehrer aus?
Ein guter Lehrer an sich sollte erst mal authentisch sein, fair und auch lustig finde ich nie verkehrt. Das ist etwas, was ich auch immer gut bei Lehrern fand, wenn man auch Spaß im Unterricht hat. Wenn das alles erfüllt ist, dann kommt natürlich hinzu, dass es fachlich richtig und gut ist und dass der Lehrer auch versucht, auf unterschiedliche Zugänge einzugehen: Wenn man das Gefühl hat, der Schüler bewegt sich gerade auf einer anderen Ebene als man selber und man kommt da nicht mehr zusammen, muss man versuchen, auf einem anderen Weg das Wissen zu vermitteln.
Welche Schwerpunkte hatten Sie in ihrer Forschungszeit?
Ähm ja… ich weiß jetzt nicht, inwieweit ich da ins Detail gehen soll… (lacht). Ich habe in Freiburg auf Diplom studiert. Da ging es um verschiedene Proteininteraktionen, wie bestimmte Eiweiße miteinander wechselwirken und welche Konsequenzen das dann für die Entwicklung für bestimmte Gewebetypen hat. In meiner Doktorarbeit ging es um Ionen-Kanäle und wie genau welche Teile dieses Kanals bestimmte Funktionen ausüben.
Bevorzugen Sie diese Themen dann auch in ihrem Schulunterricht?
Das muss natürlich immer angemessen an dem Lehrplan sein (an die Fachanforderung); So spezialisierte Themen spielen nur randweise im regulären Schulunterricht eine Rolle. Genaueres zu den Ionen-Kanälen wird im Unterricht nicht im Detail besprochen… das ist Fachwissen für Fachidioten (lacht). Je länger man an der Uni ist, desto kleiner und spezialisierter wird man. Schule heißt, dass man sich wieder der Basis widmet, wo die Grundlagen gelegt werden. Von da aus kann dann jeder von euch, der Lust hat, sein eigenes „Türmchen“ in irgendeine Richtung bauen und sich da seine Forschungsergebnisse erarbeiten. Aber ich würde so etwas Spezialisiertes jetzt nicht im Unterricht bearbeiten, also nur wenn es gerade passt.
Haben Sie bei der Entscheidung, Lehrer zu werden, lange gezögert, und was war der ausschlaggebende Punkt?
Ich habe tatsächlich nicht lange gezögert. Meine Frau ist Lehrerin und da hatte ich dann natürlich auch einen Einblick in die Thematik. Das war für mich immer eine mögliche Alternative. Man muss es vor sich selbst verantworten und es muss einem ja auch Spaß machen. Und ich finde genau das als Lehrer, auch wenn es anstrengend ist, nachmittags oder abends nach Hause zu kommen und zu sagen, man hat mit Menschen gearbeitet, man hatte seinen Spaß, man hat auch vielleicht ein paar Schüler*innen ein bisschen was beigebracht… das ist dann schon eine ganz gute Sache.
Wir haben Herrn Winking auch selber seit über drei Jahren als Biologielehrer (sowie drei Jahre als Physiklehrer). Uns persönlich gefällt, wie interessant er seinen Unterricht gestaltet. Er greift nicht nur auf zahlreiche Versuche/Experimente zurück, sondern bringt die Themen auch durch moderne Lernmethoden (wie z.B. „Stop-Motion-Videos“) anschaulich näher. Immer wieder zeigt er seine authentische Art, die einem den Schultag optimiert, da der Unterricht so nie langweilig wird.
Fotos und Text von Chiara Hübner und Hannah Gogoll