Frau Kruse und die Kunst
Frau Kruse unterrichtet am Gymnasium Glinde Kunst und ist vor allem schon seit vielen Jahren Künstlerin – in diesem Interview erzählt sie über das Fach Kunst und über sich selbst sowohl als Künstlerin als auch als Lehrerin.
Wie war bisher ihre Laufbahn als Künstlerin, bevor Sie Lehrerin geworden sind?
Frau Kruse:
Ich habe erst Kunst studiert an der Kunsthochschule Hamburg. Da habe ich ungefähr 7 Jahre studiert. Danach habe ich als freie Künstlerin gearbeitet, also Ausstellungen gemacht und nebenbei auch immer schon nachmittags Kurse für Erwachsene gegeben, was ich eigentlich ganz interessant fand. Ich wollte aber, nach dem Abi als ich selber die Schule verlassen hatte, erstmal nie wieder in eine Schule. Meine Umgebung und meine Familie meinten zwar, dass wenn ich schon Kunst studiere, dann ordentlich also auf Lehramt – aber das wollte ich nicht. Dann habe ich Kurse gegeben und das hat sich immer so weiterentwickelt.
Bald habe ich auch gesehen, dass es total schwierig ist mit der freien Kunst Geld zu verdienen. Dafür braucht man nämlich sehr gute Kontakte und sehr viel Zeit und man muss sich sehr engagieren, um die Werke zu verkaufen. Man muss auch teilweise Kunst machen, die den Leuten gefällt, um davon leben zu können und das wollte ich nicht wirklich. Ich wollte meine Kunst so machen, wie ich es gut finde. Leider konnte ich meine Arbeiten nicht so verkaufen und musste von daher schon immer Kunst-Kurse geben „um zu überleben“.
Das hat sich weiter gesteigert, sodass ich auch an Schulen gegangen bin und Nachmittagsunterricht gegeben habe. Mir hat das immer mehr Spaß gemacht – wodurch sich der Vertretungsunterricht praktisch verselbstständigt hat. Um das dann auf feste Füße zu stellen, habe ich in meiner zweiten Ausbildung das Lehramtsstudium (offizielle Bezeichnung: Qualifizierungsmaßnahme Seiteneinstieg) vor ein paar Jahren nachgeholt.
Durch Herrn Priebe, der in den Ruhestand gegangen ist, wurde eine Planstelle am Gymnasium Glinde frei, sodass ich nach einigen Jahren Vertretungsunterricht nun fest angestellt bin.
Was gibt es für aktuelle Kunst-Projekte am Gymnasium Glinde?
Durch Corona gab es im letzten Jahr keine Projekte. Vor Corona, im Jahr 2019, gab es das Projekt „Schule trifft Kultur und Kultur trifft Schule“, dieses Projekt fand im Glinder Bürgerhaus statt und hatte das Thema „Ästhetische Forschung in Glinde“ als Grundlage.
Im November gab es wieder einen Workshop des Veranstaltungsprogramms Schule trifft Kultur und Kultur trifft Schule. Mit meiner Kollegin Frau Cenet wurde dieser in den Q1- und Q2-Kursen durchgeführt, und zwar zum Thema Performance. Dort erarbeiteten Schülerinnen und Schüler sich das Thema und lernten ganz neue Aspekte der Kunst kennen, welche sie in der Schule sonst nicht oder nur selten erleben, da das Thema der Performance oft zu kurz kommt. Ein durchgehendes Projekt ist die Erneuerung der Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern in der Schulstraße und den Gängen des Schulgebäudes.
Wie viele Projekte finden im Jahr statt und wer finanziert die Projekte?
Es finden drei bis vier Projekte im Jahr statt, wobei die Finanzierung hauptsächlich durch das Land Schleswig-Holstein erfolgt, kleinere Summen kommen aber auch vom Schulverein und unter anderem von Externen, zum Beispiel Galerien.
Arbeiten Sie lieber mit jüngeren oder mit älteren Schülerinnen und Schülern zusammen?
Ich arbeite gerne mit beiden Altersgruppen, mit jüngeren Schülern genauso gerne wie mit älteren Schülern. Junge Schüler sind enthusiastisch, impulsiv, haben viele Ideen, jedoch sind sie oftmals nicht so ausdauernd, sodass sich kürzere Projekte anbieten. Die Arbeit mit Oberstufenschülern ist tiefgründiger, und es können eher komplexere Themen bearbeitet werden, welche vielleicht auch fachübergreifend sind, was natürlich auch sehr interessant ist. Solange es den Schülern Spaß macht und sie einen Lerneffekt dabei haben, mache ich mit jeder Jahrgangsstufe gerne Projekte. Die Länge der Projekte hängt sonst sehr stark vom Thema und den Teilnehmern ab. Es steht auch ein nachhaltiges Projekt mit Frau Schneller an, welches dann fachübergreifend mit dem Fach WiPo stattfinden soll. Wahrscheinlich beginnt es erst zum Ende des Halbjahres. Im Moment ist das übergeordnete Thema dafür Nachhaltigkeit, aber das ist noch zu ungenau und muss noch spezifischer ausgearbeitet werden.
Würden Sie sich gerne mehr künstlerische Freiheit am Gymnasium Glinde wünschen?
In der Fachschaft Kunst gibt es zwar Vorgaben vom Ministerium, also wie in jedem Fach die Fachanforderungen, aber ich habe schon recht viel künstlerische Freiheit hier an der Schule, was die Umsetzung dieser Vorgaben betrifft.
Aber ich wünsche mir, dass die Kunst mehr „Raum“ bekommt, mehr Resonanz und mehr Wertschätzung. Zusammen mit der Fachschaft Musik könnten wir dem „Musisch-Ästhetischen Zweig“ mehr Gewicht verleihen.
Insgesamt wäre es schön, wenn meine Kolleginnen und ich das Fach Kunst noch fester etablieren könnten.
Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch!
Espen und Till aus der QI