Exkursion QI: Kinderhospiz Sternenbrücke

„Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“

Dies war das Motto der Exkursion des Religionskurses der QI vom Gymnasium Glinde in das Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg am 22.06.2023 unter der Leitung von Frau Thiel. Ein bewegendes Erlebnis, über das einige der beteiligten Schülerinnen und Schüler hier berichten:
Bild: Kinder-Hospiz Sternenbrücke

Da wir uns in diesem Halbjahr bereits mit den Themengebieten, wie Tod und Sterben befasst haben, war uns auch der Bereich rund um Sterbehilfe und Hospiz nicht ganz fremd. In meiner Vorstellung drehte sich alles in einem Hospiz hauptsächlich um den Sterbeprozess (im Endstadium) und die „letzten Stunden“. Ich hatte mir zwar im Voraus schon überlegt, dass das Kinderhospiz an sich relativ schön und gemütlich für die sterbenden Kinder und ihre Familien eingerichtet sein müsste, vor allem da es dort alles um Kinder und Jugendliche dreht, welche sich generell behütet und sicher in ihrem „letzten Zuhause“ fühlen sollen. Doch all meine Vorstellungen wurden mehr als übertroffen… (Hannah)

Mit dem ersten Schritt auf das Gelände baute sich sofort eine Spannung – vor allem jedoch eine große Ehrfurcht – auf, vor dem was uns erwarten würde. Wir waren nur mit dem Gedanken vertraut, dass hier Kinder sterben werden und schon gestorben sind. Ich hatte das Gefühl dem Tod, wie auch immer dieser aussehen mag, etwas näher zu kommen bzw. stärker mit ihm in Kontakt zu treten. Verunsicherte Blicke wurden zwischen den Schülerinnen und Schülern ausgetauscht, da niemand so wirklich wusste, was vor uns lag. Trotz dieser ersten Eindrücke wurde mir mit jedem weiteren Schritt klar, dass die Atmosphäre dort gar nicht so negativ ist, wie ich gedacht hatte. Das Gelände sieht fröhlich und einladend aufgrund der Natur und der Instandhaltung aus. Jedes Kind, was im Hospiz einen Aufenthalt hatte oder hat, wurde mit seinem oder ihrem Namen an der Wand des Vorraums verewigt. Diese Namen, welche jeweils in einem Stern stehen, fallen als allererstes auf, wenn man den Vorraum des Hospizes betritt. Auch das Zitat: „Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben“, lässt schon auf das Motto des Hospizes hindeuten. (Jette)

Wieso gibt es das Kinderhospiz?

Das Kinderhospiz Sternenbrücke bietet größtenteils sogenannte „Entlastungspflegeaufenthalte“ für kranke Kinder/Jugendliche und ihre Familien an. 80% der Erkrankungen im Kindes-/Jugendalter sind Muskel- und Stoffwechselerkrankungen, bei denen die Krankheitsphasen auch bis zu 15 Jahre dauern kann, sodass die Familien über einen langen Zeitraum von dem Hospiz begleitet werden. Da die Pflege, die größtenteils durch die Familie stattfindet, und der Alltag mit der Krankheit eine große Belastung für die Erkrankten und deren Familien sind, sollen diese Entlastungsaufenthalte eine Auszeit und Zeit füreinander bieten. Vor Ort wird besonders Wert auf die Geschwisterbetreuung gelegt, da die Geschwisterkinder des erkrankten Kindes häufig ebenfalls stark darunter leiden. Außerdem sollen die Familien bei jedem Besuch schrittweise auf den Tod vorbereitet werden, indem sie u.a. mitbekommen, wie ein andere Kinder versterben und wie die Familien jeweils damit umgehen. Zusätzlich hat das Hospiz Trauergruppen für die dort verstorbenen Kinder.

Frau Christiane Schüddekopf hat uns auf Nachfrage erzählt, dass die Motivation, den Job in der Kinder-Hospiz anzufangen, war, etwas Sinnvolles tun zu wollen. Dabei musste ich direkt an die Exkursion ins Agaplesion-Bethesda Krankenhaus denken, wo die beteiligten Mitarbeiter dieselbe Arbeitsmotivation beschrieben haben.

Da die Kinder-Hospiz auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern angewiesen ist, um jeder Person die individuelle Gestaltung des Aufenthaltes zu ermöglichen, kann ich mir diese Aufgabe für mich persönlich auch gut vorstellen. Sobald ich mit der Schule fertig bin und möglichst etwas dichter an der Kinder-Hospiz wohne, würde ich gerne ehrenamtliche Unterstützung leisten, da ich weiß, dass es dort am richtigen Platz wäre. (Chiara)

Blütenknospen sind für mich der Inbegriff von Hoffnung ­­­­­­­­­. Foto: Smilla Röder.

 

Es ist kein Ort, der von Trauer und Dunkelheit übersehen ist, sondern voller Leben steckt und versucht, das Beste aus diesem rauszuholen. Auch als ich abends nach Hause gekommen war und meine Familie mich mit einem bedrückten Gesicht gefragt hat, wie es war, habe ich gemerkt, dass zu wenige Menschen über die Arbeit des Kinderhospizes Bescheid wissen. Das haben sie auch selbst erkannt, nachdem ich ihnen ausführlich erzählt hatte, wie interessant es war und wie schön das Kinderhospiz aufgebaut ist mit den zahlreichen Angeboten. Die Exkursion war für mich persönlich von großer Bedeutung und hat sich als sehr wichtig und informativ erwiesen. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass Schüler*innen öfter diese Art der Aufklärung (innerhalb von Exkursionen) erleben, da es wichtige Themen fürs Leben sind, da es jede Familie treffen könnte. (Chiara)

Zwar heilt die Einrichtung die Patienten leider nicht, jedoch, finde ich, ist es eine gute Tätigkeit, dass den Kindern hier das Leben etwas schöner oder zumindest weniger schwer gemacht wird. Die Kinder können mit Hilfe der Mitarbeitenden ihre Zeit interaktiv verbringen. Alle Familienmitgliedern können ihre Sorgen (und Behinderungen) vernachlässigen, oder zumindest mentale Unterstützung finden, was ich gut finde. Auch ist der Garten der Erinnerung für mich bemerkenswert, besonders dass man die Namen der verstorbenen Kinder hier kreativ notieren kann. Ich persönlich werde daraus in mein Leben mitnehmen, dass nicht zählt, wieviel Zeit man für etwas, zum Beispiel Urlaub oder Ferien, oder allgemein zum Leben hat, solange man nichts Großartiges unternimmt. Die Gestaltung der Zeit werde ich bei vielen Entscheidungen in Bezug auf Verwandte priorisieren. Denn ich weiß nie, wann ein Mensch, der mir sehr wichtig ist, vergeht. (Peter)

Der Tod gehört zum Leben dazu.

Auch die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Kinder nicht nur zum Sterben in das Hospiz kommt, hat mich überrascht. Dies hat mir persönlich nochmal verdeutlicht, dass es in einem Hospiz nicht ausschließlich um die Endstufe des Sterbens geht, wie ich zu Anfang angenommen hatte. Insgesamt bin ich der Meinung, dass der Ausflug in die „Sternenbrücke“ vor allem menschlich gesehen bereichernd war! Der Tod wird dabei als nichts Negatives, sondern als etwas Natürliches dargestellt. Das Kinderhospiz „Sternenbrücke“ verdeutlicht, dass man keine Angst vor dem Sterben haben muss, aber gleichzeitig auch, dass man jeden Moment seines Lebens schätzen und genießen sollte, denn anderen Menschen bleibt dafür keine Zeit mehr.  (Hannah)

 

Wir durften auch noch den Garten der Erinnerung betreten. In diesem stehen Lampen, die für jedes verstorbene Kind stehen und mit dessen Namen versehen sind. Viele dieser Lampen sind personalisiert und haben neben sich zum Beispiel Spielfiguren oder Fotografien der verstorbenen Kinder. Der Garten besteht zum Gedenken der Kinder und ist in einer Acht aufgebaut, die für die Unendlichkeit steht. In einem der Kreise befindet sich ebenfalls ein Brunnen, in welchem ein Spiegel liegt, der den Himmel symbolisieren soll. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“ 

Die Familien sollen nämlich die Möglichkeit bekommen, wichtige Erinnerungen zusammen zu schaffen, da diese ihnen nicht genommen werden können. Erinnerungen sind Schätze, die helfen, über den Schmerz hinweg zu kommen. Das Kinder-Hospiz Sternenbrücke schafft Möglichkeiten für die Kinder ein paar letzte schöne und erfüllende Momente mit ihren Familien zu erleben. Das ist nämlich, was am Ende zählt: geliebt zu sein und ein erfülltes Leben zu führen – wie kurz es auch sein mag. (Jette)

 

Beitrag erstellt von Wojtek Mroz mit Texten von Schüler/innen des Faches Religion, QI.