Gedanken zu ChatGPT und Schule

Seitdem die textgenerierende künstliche Intelligenz ChatGPT frei zugänglich ist, haben Schüler ihre Fähigkeiten getestet. Auch im Kontext von Schule hat man dafür Verwendung gefunden. Daraus ergeben sich einige Fragen zu dem Umgang mit dieser neuen Technologie im Unterricht. Zwei Schülerinnen aus dem Seminarfach Homepage sind dem nachgegangen.
KI sorgt für Unsicherheiten an Schulen. Foto: Pixabay

Zuerst einmal: Was ist ChatGPT überhaupt?

ChatGPT antwortet darauf selbst:

„ChatGPT ist ein Sprachmodell, das auf der GPT-3.5-Architektur von OpenAI basiert. GPT steht für “Generative Pre-trained Transformer”, was bedeutet, dass das Modell auf großen Mengen an Textdaten trainiert wurde, um eine Vielzahl von Sprachaufgaben zu bewältigen.“

Chat GPT kann Fragen beantworten, eine Konversation führen und kreative Inhalte wie Geschichten generieren. ChatGPT nutzt die Texte, mit denen es trainiert wurde als Grundlage, um seine Antworten zu generieren. Die Antworten basieren auf statistischen Mustern und nicht auf echtem Verständnis oder eigenem Wissen. Daher kann es auch fehlerhafte Antworten liefern.

Chat GPT auf einer DSGVO-konformen Website ausprobieren: https://fobizz.com/chatgpt/

Unser Philosophielehrer Herr Schade hat das Thema Chat GPT schon im Unterricht angesprochen. Wir haben ihn nach seiner Meinung zu der Zukunft von Schule mit künstlicher Intelligenz befragt.

Die erste Frage, die sich jeder Schüler stellt, ist, ob man mit Chat GPT Aufgaben wie Aufsätze oder Hausarbeiten auslagern kann. In der Tat können Hausaufgaben mit Chat GPT super einfach und schnell erledigt werden. Geht so der erhoffte Effekt von Hausaufgaben verloren? Schaden wir uns damit selbst, wenn wir die Arbeit an das Programm abgeben und somit nicht üben und vertiefen?

Herr Schade meint, dass wir uns nicht direkt damit schaden, wir nehmen uns aber die Chance, uns weiterzuentwickeln. Diese Art von Hausaufgaben hätten zukünftig weniger Nutzen, weil es schwer zu überprüfen sein werde, ob die Schüler die Hausaufgaben allein erledigt haben. Er persönlich würde eher kreative und persönliche Hausaufgaben aufgeben. Zum Beispiel die Vorbereitung einer Aufgabe, welche später im Unterricht verteidigt werden muss, um zu überprüfen, ob der Schüler das Thema verstanden hat. Insgesamt ist er aber der Meinung, dass Hausaufgaben eines Tages obsolet sein könnten.

Das nächste Thema, mit dem wir uns beschäftigt haben, ist die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, Texte schreiben zu lernen, wenn diese Fähigkeit ohnehin nicht mehr gefordert wird, da Maschinen optimierte Texte schreiben können und dies viel schneller als Menschen. Sie werden in Zukunft orthografisch fehlerfreie, strukturierte und umfassende Texte verfassen können.

Die eigene Kreativität entwickeln sollte Priorität bleiben.

Herr Schade meint, dass sich bei der Textproduktion der Fokus von dem Ergebnis weg zum emotionalen und kreativen Wert hin verlagern könnte. Zudem ist er der Meinung, dass von Menschen geschriebene Texte einen emotionalen Wert haben, und dieser sich mit der Zeit steigen wird. Er erwähnt aber auch, dass Schreiben an sich das Gehirn trainiert, die Entwicklung fördert und dabei hilft zu lernen, die eigenen Gedanken zu strukturieren. Das selbständig produzierte Schreiben findet er somit sinnvoll.

Unsere Meinung aus Schülersicht:
Person in einem data center
ChatGPT basiert auf der algorithmischen Verarbeitung natürlicher Sprache. Das Problem: Diese Art von KI kann Sprache aber nicht verstehen, sie hat keinen Sinn für Bedeutung.

Wir glauben, dass künstliche Intelligenzen wie ChatGPT die Schule verändern werden. Es lässt sich auf jeden Fall sagen, dass Schulen sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen müssen. Als Schüler halten wir ChatGPT für nützlich, denn Rechercheaufgaben und Zusammenfassungen lassen sich damit bequem erledigen. In Zukunft sollte es eine Möglichkeit geben, ChatGPT offiziell benutzen zu dürfen, denn dass es benutzt wird, ist keine Frage.

KIs können durchaus als Werkzeug in der Schule benutzt werden und den Unterricht bereichern. Jedoch sollte man Schüler über die Risiken der KI, wie Fehlinformationen, Voreingenommenheit und Urheberrechtsverletzungen aufklären. Der Sinn hinter Schreibaufgaben sollte an die Schüler vermittelt werden, sodass diese weniger geneigt sind, diese an eine KI abzuschieben!

Zudem könnten herausfordernde Aufgaben, welche kreative Lösungsansätze fordern, wichtiger werden. Wohingegen Aufgaben, welche nur geistige Routinearbeit erfordern, weniger werden könnten. Das kreative Schreiben sollte aber auf jeden Fall bewahrt und nicht einfach an KIs abgegeben werden, da es zum Denken anregt und sogar Spaß machen kann.

Wichtige Hinweise: Die Nutzung von ChatGPT im Unterricht mit eigenen Geräten der Schülerinnen und Schüler bzw. über eigene Accounts/E-Mail-Adressen kann angesichts der aktuellen Sach- und Rechtslage (gerade mit Blick auf die datenschutzrechtlichen Vorgaben) nicht empfohlen werden. Mehr aktuelle Empfehlungen zum Umgang Chat GPT an Schulen gibt es unter anderem auf der Website des Deutschen Schulportals sowie in dem Handlungsleitfaden KI@Schule – Tipps zur ersten Orientierung für Schulen des MBWK für Schulen in Schleswig-Holstein. 

Darin heißt es u.a.:

Der Einsatz von KI-Anwendungen im Unterricht – wie bei der Nutzung einer Online-Plattform oder einer App auch – darf nur unter Beachtung der geltenden und bekannten datenschutzrechtlichen Vorgaben erfolgen.

Da im Moment noch keine für den Schulbereich nutzbaren Lizenzmodelle existieren und der Datenschutz nicht gewährleistet werden kann, ist eine direkte Nutzung von
ChatGPT mit individuellen Nutzungskonten für Schülerinnen und Schüler (noch) nicht
möglich. Allerdings gibt es inzwischen einige Anbieter wie zum Beispiel Fobizz oder GPTSchule, die für Schulen dieses Problem lösen.

Ebenso wie Aufgaben im häuslichen Umfeld bisher nicht mit Hilfe Dritter erstellt werden durften, dürfen diese nicht mit einem technischen Hilfsmittel erbracht werden, welches nicht adäquat angegeben wird.

Die Trainingsdaten des ChatGPT beruhen zu einem hohen Prozentsatz auf englischsprachigen Texten. Es ist daher anzunehmen, dass alleine dadurch ein eher westlich (us-amerikanisch, Anm. d. Red.) geprägter Blick auf die Welt die Grundlage für die durch die KI erzeugten Texte ist. Genaue Aussagen hierzu lassen sich nicht treffen, weil das Modell für die Wissenschaft nicht einsehbar ist.

 

Ein Artikel von Finja Engel und Sophie Ehlers, Ec.