Interview mit unserer Schulleiterin Frau Ahnfeldt

Seit dem 1. August 2022 ist Dr. Britta Ahnfeldt unsere neue Schulleiterin und übernahm das Amt als Nachfolgerin von Eva Kuhn, die 2009 bis 2022 das Gymnasium Glinde geleitet hat. Frau Ahnfeldt war zuvor schon Schulleiterin der Albinus-Gemeinschaftsschule Lauenburg und unterrichtet die Fächer Mathematik und Physik. Wir wollten unsere neue Schulleiterin mal etwas besser kennenlernen und haben ihr viele schulische sowie persönliche Fragen gestellt – die sie uns sehr offen und unkompliziert beantwortet hat.

Liebe Frau Ahnfeldt, als wir dieses Interview mit Ihnen begonnen haben, waren Sie gerade zu Beginn Ihrer Tätigkeit hier als neue Schulleiterin unserer Schule und es sollte ein Gespräch für ein erstes Kennenlernen sein. Nun, da das erste Schuljahr mit Ihnen hier geschafft ist, möchten wir Sie fragen: Wie ist das Schuljahr verlaufen, welche Höhen und Tiefen fallen Ihnen spontan ein? Womit sind Sie zufrieden, welche Projekte möchten Sie als nächstes in Angriff nehmen?
Wir haben im vergangenen Schuljahr einen richtigen Schritt in die digitale Unterrichtswelt gemacht. Unsere Schule hat in fast allen Räumen digitale Tafeln – ActivPanels mit e-Screens. Damit können unsere Lehrkräfte zeitgemäß mit ihren Endgeräten unterrichten. Schülerbeiträge werden nicht mehr vom Blatt an die Kreidetafel geschrieben, sondern können projiziert werden, der Unterricht wird effizienter. Natürlich ist es jetzt auch möglich, direkt auf digitale Werkzeuge zuzugreifen – Filme, Online-Beiträge oder Interviews können im Unterricht eingesetzt werden. Das Schulleitungsteam verstärkt seit November 2022 eine Schulfachkoordinatorin. Frau Schneller gründete einen Arbeitskreis „Digitales Lernen“ an unserer Schule, in dem Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie IT-Mitarbeiter der Stadt Glinde zusammen arbeiten. Die Arbeitsergebnisse sind beachtlich. Gemeinsam wurde ein Antrag für die Schulkonferenz formuliert, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Endgeräte mitbringen und diese im Unterricht nutzen sollen – ebenso wurde eine Nutzungsordnung für die Endgeräte entwickelt. Für uns Lehrkräfte bedeutet das, dass wir uns auf dem Gebiet „Nutzung digitaler Endgeräte für den Fachunterricht“ weiter fortbilden werden. Das ist eine Aufgabe für das nächste Schuljahr.

Dr. Britta Ahnfeldt in ihrem Büro am Gymnasium Glinde.

Sehr zufrieden bin ich auch damit, dass in diesem Schuljahr wieder viele Konzerte stattfinden konnten. Unser diesjähriges Sommerkonzert war eine Besonderheit, ein „Wandelkonzert“ mit musikalischen Darbietungen auf verschiedenen Bühnen im Schulgebäude (wegen des Wetters waren leider keine Außenbereiche möglich).
Unsere Sportfachschaft hat außerdem viele Wettkämpfe für einzelne Jahrgänge organisiert und wieder die Bundesjugendspiele auf die Beine gestellt.

Jetzt, da Sie schon länger hier sind, wie ist Ihr Eindruck von der Schule, und haben Sie Probleme erkannt, die Sie vielleicht bewältigen müssen?
Ich komme ja neu in ein System hinein, in dem es schon gewachsene Strukturen gibt, die ich vielleicht etwas anders kenne. Es ist für mich wichtig, dass ich mich in diese Strukturen einlebe. Das ist etwas, worauf ich jetzt wirklich achte. Dass ich immer nachfrage. Auch bei den Schülern. Zum Beispiel habe ich im vergangenen Schuljahr in Mathematik Tests geschrieben. Dann habe ich gefragt, wie ist das mit der Bewertung. Wie seid ihr das von euren Lehrkräften hier gewohnt? Ich möchte möglichst vieles erst einmal so weiterführen, wie es die Schüler gewohnt sind.

Also haben Sie die Probleme, die jeder neue Lehrer an der Schule haben würde, auch?
Ja genau.
Haben Sie Ziele oder Visionen für unsere Schule?
Ja. Ich würde gerne die Digitalisierung noch etwas weiter voranbringen. Da sind wir ja auch schon auf einem guten Weg. Deshalb ist die Absprache zwischen den Schulen so gut. Dass vielleicht alle drei weiterführenden Schulen den Weg gemeinsam weitergehen, weil wir einen gemeinsamen Schulträger haben – die Stadt Glinde – und mit dem besprechen wir das zusammen. Und das 50-jährige Jubiläum unserer Schule sollten wir sehr fröhlich begehen.

Sie haben eben von Digitalisierung gesprochen. Was wollen Sie denn konkret da machen?
Ich mach das ja nie alleine, es ist ja alles Teamarbeit und vieles ist schon länger in der Planung. Die Beamer sind an einigen Stellen veraltet, die funktionieren nicht mehr alle, es werden noch mehr e-Screens und Whiteboards kommen.
Ich finde es sehr gut, dass ihr in einigen Fächern schon viel mit itsLearning arbeitet. Dieses Zusammenspiel aus analogem und digitalem Unterrichten, das gefällt mir auch. Das würde ich gern mehr etablieren und auch selbst mehr anwenden. Dann hatten wir ja bereits die Anschaffung von iPads für die Unterrichtsnutzung. Das Thema muss nun weiter diskutiert und ausgearbeitet werden. Die Zusammenarbeit mit der IT vom Schulträger ist sehr effizient, wir wurden immer unterstützt und suchen gemeinsam nach Lösungen.

 

Warum haben Sie sich eigentlich unsere Schule ausgesucht?
Da gibt es mehrere Gründe: Ein Grund ist, dass ich gern an einer Schule arbeiten wollte, die ein bisschen dichter an meinem Wohnort ist. Ich wohne in Wentorf. Glinde ist etwas dichter als mein bisheriger Arbeitsort in Lauenburg, aber auch nicht zu nah.
Zudem wollte ich gerne wieder – wie es bereits vor der Albinus-Gemeinschaftsschule der Fall war – an einem Gymnasium unterrichten.
Und außerdem wollte ich in einer Stadt unterrichten, in der es mehrere weiterführende Schulen gibt. In Glinde haben wir drei davon. Ich muss auch sagen, mir gefällt das parkähnliche Schulgelände des Gymnasiums Glinde sehr. Wichtig waren mir auch die attraktiven Schwerpunkte des Gymnasiums Glinde: Der MINT Bereich ist hervorragend aufgestellt, es ist eine der wenigen derzeitigen Informatik-Pilotschulen, es gibt eine gut organisierte Berufsberatung – und der Musikzweig ist eine schöne Besonderheit.

Warum finden Sie es gut, dass es in Glinde mehrere weiterführende Schulen gibt?
Das ist für mich schön, weil ich mich mit den Schulleiter-Kollegen austauschen kann. In diesem Fall sind es zwei, Herr Stehn, Leiter der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule und Herr Haarbek von der Wiesenfeld-Gemeinschaftsschule.

Unsere Schulstraße ist lang und breit angelegt.

Was war Ihr erster Eindruck vom Gymnasium Glinde? 
Als ich mich im Juni 2022 bei einer Lehrerkonferenz vorgestellt habe, war mein erster Eindruck: Was ist das für ein langer Weg zu den Räumen durch das Schulgebäude? Wir saßen dann in einer Schulleitungsrunde zusammen und haben Aufsichten von Lehrkräften besprochen, dabei war dann immer die Rede von der „Schulstraße“. Ich habe mich gewundert wo die ist. Dann habe ich nachgefragt und mir wurde erklärt: dieser lange, breite Flur unten durch das Schulgebäude heißt hier Schulstraße. Ja, und dabei fällt mir ein, dass eine ehemalige Kollegin vom Luisen Gymnasium (in Bergedorf), wo ich einmal tätig war, hier Schülerin am Gymnasium Glinde war und das erste, was sie mich nach Antreten meiner neuen Stelle fragte, war: „Warst du denn auch in der Schulstraße?“ Das ist, glaube ich, etwas, das sehr viele mitnehmen, diese Schulstraße. Das wäre auch ein Aufhänger für das 50-jährige Jubiläum der Schule im Jahr 2024.

Welche Unterschiede gib es zu Ihrer alten Schule, der Albinus-Gemeinschaftsschule?
Das Gymnasium Glinde ist ein Schulkomplex – alles sehr kompakt in einem Gebäude untergebracht. An der anderen Schule wurden an ein Gebäude ganz viele weitere angebaut. Man kann sich hier leichter zurechtfinden. Das Kollegium ist hier kleiner, ebenso die Zahl der Schülerinnen und Schüler. In der alten Schule lag sie bei 950, hier sind es etwas über 700. Wir waren eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe – hier sind wir ein Gymnasium. Zusätzlich haben wir wieder die E-Phase. Nächstes Jahr werden wir höchst wahrscheinlich keine E haben, sondern eine 10. Klasse, weil wir zurück zu G9 gehen. Ich freue mich auch über die Bauarbeiten im naturwissenschaftlichen Trakt, die nun beendet werden, und auf den Unterricht in den neuen Räumen.

Sie haben mal gesagt, dass Sie unseren Schwerpunkt als zertifizierte Zukunftsschule sehr gut finden. Was bedeutet Zukunftsschule für Sie persönlich?
Zukunftsschule heißt zum Beispiel auch, dass wir die Digitalisierung voranbringen, dass die (kritisch-kompetente) Nutzung digitaler Endgeräte normal ist, etwas Selbstverständliches neben anderen Lernmitteln und Informationsträgern, wie eben Bücher.
Für mich heißt das auch, dass wir unser schönes, grünes Schulgelände ansprechend gestalten. Ich habe wirklich einen hübschen Ausblick in meinem Büro. Wenn ich das so täglich sehe, dann freue ich mich. Gartengestaltung, Grünflächen gestalten und sauber halten ist auch ein Aspekt der Zukunftsschule. Man könnte auch den Schulhof selbst noch ansprechender gestalten, und zwar gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern.
Gesundes Mensaessen, gesunde Ernährung ist auch so ein Aspekt. Und dass wir hier eine Berufsorientierung anbieten, die euch gefällt, die euch auch hilft bei der Studien- und Berufswahl, das heißt nicht zwingend, dass eure Wahl, die ihr jetzt direkt nach der Schule vielleicht trefft, schon die endgültige ist. Das kann man ja nicht wissen. Sie soll euch Kompetenzen vermitteln, die euch ermächtigt, später wirklich frei zu wählen und zu entscheiden, welchen Weg ihr gehen wollt.

 

Begrüßungsrede bei der Abi-Entlassung 2023.

Warum sind Sie eigentlich Lehrerin, bzw. Schulleiterin geworden?
Lehrerin wollte ich nicht ganz von Anfang an werden. Nach dem Abitur dachte ich erst mal, das kann ich jetzt alles nicht mehr sehen ; ). Dieses Arbeiten schreiben, dieses Lernen, dieses morgens immer früh da sein und so weiter.
Ich habe mich für Physik interessiert und auch ich in Physik promoviert. Und dann steht man vor der Entscheidung: Was macht man damit? Ich habe zunächst an der Universität gelehrt. Ich hatte ja die Fächer Mathematik und Physik und man bekam die Möglichkeit, ein Referendariat zu machen – das habe ich dann auch gemacht. Dann habe ich das Lehramt mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen und bin an die Schule gegangen. Nach einer Woche habe ich gesagt, ich hör hier wieder auf – 25 Stunden Unterricht zuhause vorbereiten, wie soll man das schaffen? Und dann heißt es: durchbeißen. So bin ich Lehrerin geworden. Ich bin dann Koordinatorin für Berufsorientierung am Luisen Gymnasium in Bergedorf geworden. Ich habe da über mehrere Jahre Berufsmessen organisiert und Schülerinnen und Schüler beraten.
Ich war ein paar Jahre stellvertretende Schulleiterin. Dann war ich wieder in der Schulentwicklung tätig, denn eine Hauptaufgabe, die man in der Schulleitung hat, ist, die Schule zu entwickeln und zu verwalten, außerdem auch, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sowie Eltern in verschiedenen Punkten zu beraten. Ein logischer weiterer Schritt ist dann, sich auf eine Stelle als Schulleiterin zu bewerben.

Hatten Sie als Jugendliche noch einen anderen Berufswunsch?
Ja, ich wollte Meteorologin werden. Ich wollte an der Ostsee auf einer Messstation leben und auf‘s Wetter schauen und den Wetterbericht schreiben. Ich hatte mir ein schönes Haus an der Ostsee vorgestellt…. .

Hatten Sie früher Lieblingslehrer, die sie dazu inspiriert haben, Lehrerin zu werden?
Nein, das kann ich jetzt gar nicht sagen. Mein Physiklehrer war schon gut und ich glaube, dass ich deshalb Richtung Physik gegangen bin. In Biologie hatte ich einen schrecklichen Lehrer und habe Biologe deshalb abgewählt.

Haben Sie sich schon damals überlegt, was Sie selbst als Lehrerin anders machen würden?
Ich erinnere mich, zu meiner Zeit kamen die Mathematiklehrer noch rein und sagten: „So, aufstehen, Kopfrechnen“. Da dachte ich, das möchte ich so nicht. Oder ich dachte, ich bin gut vorbereitet und auf einmal fühlte man sich doch nicht vorbereitet, weil man Angst hatte, irgendetwas nicht zu können – das Gefühl der Angst möchte ich keinesfalls Weise vermitteln.

Sie möchten also nicht, dass Ihre Schüler Sie fürchten?
Genau, das möchte ich nicht. Wenn irgendetwas ist, soll man das ansprechen und bei mir darf man auch Fehler machen. Denn daraus lernen wir ja alle. Ich mache die Fehler genauso, deshalb sage ich auch oft „zeig mal deine Unterlagen“. Denn nur so können wir sehen, was falsch gewesen ist oder wo der Denkfehler war.

Sie unterrichten Mathe und Physik und haben auch Physik promoviert. Waren das früher ihre Lieblingsfächer?
Ja, das waren schon meine Lieblingsfächer.

Mathenacht
Links: Frau Ahnfeldt (l.) schaut beim Rechnen über die Schulter bei der Langen Nacht der Mathematik.

Was ist Ihrer Meinung nach für die Bildung besonders wichtig?
Die Allgemeinbildung. Ich finde wichtig, den nach seinen Möglichkeiten höchst möglichen Bildungsabschluss anzustreben. Egal, was er oder sie danach macht, eine Lehre, studieren oder erst mal ein FSJ. Ich finde außerdem wichtig, dass sich Schüler gut organisieren können. Denn dann haben sie auch die Möglichkeit, das Wissen, welches wir vermitteln, gut für sich zu organisieren.
Man kann nicht in allen Fächern gleich gut sein, das geht einfach nicht – oder nur bei ganz wenigen. Man sollte nicht darauf gucken, was kann oder hat der Nachbar, denn man ist eine Persönlichkeit. Man sollte sich nicht vergleichen.
Ich wünsche mir von meinen Schülerinnen und Schülern, dass sie immer fragen und sich auch etwas trauen. Das lässt sich so einfach sagen.

Haben sie ein Lebensmotto?
Ja, „geh fröhlich durch den Tag“. Man soll sich am Abend noch mal die schönen Momente des Tages vor Augen führen – und die gibt es immer. Ansonsten: immer durchhalten, weitermachen und auch mal zeigen, wenn es einem nicht so gut geht.

Wann kann man als Schüler mit Anliegen oder Fragen zu Ihnen kommen? Gibt es bestimmte „Sprechzeiten“?
Ich möchte für alle Schülerinnen und Schüler eine jederzeit ansprechbare Schulleiterin sein. Das ist mir wichtig. Wenn etwas ist, gerne zu mir kommen. Die Tür steht häufig offen. Wenn die Tür zu ist, dann habe ich eine Besprechung oder bin nicht da, aber ansonsten bin ich ansprechbar.
Wir haben natürlich offiziell geregelte Kommunikationswege für unsere Schule im Fall von Konflikten oder Schwierigkeiten, aber manchmal muss man vielleicht etwas schnell loswerden oder es ist ganz dringend, dann könnt ihr direkt den Kontakt zu mir suchen.

Wir danken Ihnen für das ausführliche Gespräch und Ihren offenen Antworten!

 

Beitrag von Finja Engel und Sophie Ehlers, QI.